Die Magierakademie von Merina (Bitte nicht mehr eintreten)

"Reg dich nicht auf" sagte sie beruhigend zu Bell "Ich möchte lediglich wissen ob ich in dir und durch deinen gesunden Körper spüren kann, also wo deine Knochen und Muskeln sind und wie sie zusammen gehören, nichts weiter. Versuch einfach dich zu entspannen"
Akia breitete die Hände über Bell aus und langsam und warm spürte Bell magie fliessen, ganz fein fast wie eine Sommerbriese. Akia unterdessen konzentrierte sich genau. "Deine Organe lenken mich ab" meinte sie nachdenklich. Sie musste kleiner anfangen. Beim zweiten Versuch breitete sie die Arme nur über eines von Bells Beinen. Und nach einigen Augenblicken fühlte sie die verschiedenen Wiederstände.
Als sie fertig war nickte sie damit Bell wieder aufstehen konnte. "Ich denke ich weis jetzt wie es sich anfühlt ich werde es heute bei unseren Patienten mit der Erfahrung von eben vergleichen" sagte sie zufrieden und begann den Arbeitsplatz vorzubereiten.

"Ich reg' mich nicht auf. Es ist nur etwas merkwürdig, Versuchstier zu sein", murmelte Bell. Sie achtete sehr genau darauf, was Akia da tat. Nicht nur, weil sie das auch lernen wollte, sondern weil sie sich nackt fühlte, wenn Akia sie so analysierte. "Das kitzelt ein bisschen", meinte sie, "ist aber sonst ganz angenehm . Ich bin gespannt, wie es sich anwenden lässt." Sie wollte erst eine Bemerkung über die ablenkenden Organe machen, ließ es dann aber.
Während sie Verbände und Tücher bereit legte, fragte sie sich, was Yehl wohl für eine Strafe bekommen würde.
"Willst du eigentlich noch lernen, wie man Patienten beruhigt? Oder so einen miesen Trick lieber nicht?"

In dieser Nacht schlief Yehl erstaunlich gut. Er wusste was auf ihn zukam. Es gab keine Überraschung mehr und er durfte auf der Akademie bleiben. Seine Mutter hatte ihm zu verstehen gegeben dass weiter Geld fließen würde, wenn vielleicht auch eher inoffiziell. Am nächsten Morgen, die Sonne war gerade aufgegangen, stand Yehl auf. Er machte sich in seinem Zimmer frisch und wartete auf die Wache oder den Lehrer der ihn abholen würde. Wenn Castus ein Mann wäre würde er die Strafe selbst ausführen, aber so viel Tapferkeit traute er dem alten Mann nicht zu.

"Glaubst du das du es mir zeigen kannst? " fragte Akia daraufhin. "Es wäre sehr hilfreich falls du mal nicht da bist." Meinte Akia und klang froh darüber. Es war ein wenig seltsam das sie sich mit Bell plötzlich so gut verstand, aber sie musste sagen... das Bell doch ganz in Ordnung war.
Zumindest wusste sie das sie bei der Arbeit im Krankensaal ein gutes Team waren und für Indras Unterricht konnten sie sich auch vorbereiten.

(Zwölfi, ich schreib bei dir weiter, wenn wir wieder auf eine Zeitlinie sind, ja?)

Nicht nur Akia fand das seltsam. Auch Bell fragte sich, woher dieses plötzliche Vertrauen von Akias Seite kam. Anderseits war sie ja vorsichtiger geworden und Akia hatte von den letzten Ereignissen nicht so viel mitbekommen. Was sie wohl sagen würde, wenn sie wüsste, wofür Yehl sie bezahlt hatte?
Aber vielleicht war es auch nur die Tatsache, dass sie im Krankensaal gut miteinander auskamen und vielleicht könnte sie dann auch mal in einem Fach Punkte sammeln und nicht nur das Schlusslicht der Klasse bilden.
"Ich kann versuchen, dir zu zeigen wie es geht... Aber ich möchte eigentlich nicht, dass du es an mir ausprobierst. Hm... wie zeige ich dir das?"
Sie blickte sich im Krankensaal um. Ah... ja. So. Von einem nahe gelegenen Tisch holte sie einen Glasbecher mit Wasser und stellte ihn neben sich. "Schau dir kurz den Becher mit Wasser an.... Und jetzt entspann dich." Bell legte die Hände auf Akias Wangen und blickte ihr tief in die Augen. "DAS WASSER IST WEISS", sagte sie langsam und ruhig. Und tatsächlich, in Akias Erinnerung war das Wasser in dem Becher nicht mehr klar, sondern milchig trüb und sie blieb davon überzeugt, bis sie den Becher ansah und feststellte, dass es ganz normales Wasser war. "Ich kann dir leider nicht wirklich genau erklären, wie es geht", sagte Bell etwas verlegen, "ich habe es eher so zufällig herausgefunden. Du musst selbst fest von dem überzeugt sein, was du da sagst."
Mal sehen, wie Akia darauf reagierte. Selbst Bell fand, dass es ein unfairer Trick war, was würde Akia dazu sagen? Und ob sie überhaupt gut genug lügen könnte, um das anzuwenden?
"Man kann damit viele Dummheiten anstellen... Ich glaube, dass du es nur zum Guten verwenden wirst... also... bitte verrate es nicht Yehl."

Akia verstand nicht recht wie Bell das gemacht hatte aber sie schaute sie mit grossen Augen an. "Wie findet man denn soetwas *Zufällig* herraus?" fragte Akia ein wenig mistrauisch. "Das muss eines deiner natürlichen Tallente sein.... vielleicht versuchen wir das spätr nochmal gemeinsam..." schlug sie vor. "Aber stell dir mal vor wenn dir diese beiden Dinge beherrschen lernen.... das würde uns nicht nur im Unterricht sehr viel weiter bringen" erklärte Akia und schien von Bells Fähigkeit beeindruckt.

Die Lehrer kamen und es war Zeit die Türen zu öffnen, sodass die beiden jetzt nicht mehr ganz so unbeschwert in selbstexperimenten zubringen konnten.

"Naja... wenn man ein bisschen in der Klemme steckt und eben jemanden überzeugen muss...", sagte Bell vorsichtig. "Das willst du gar nicht so genau wissen", sagte sie und winkte ab. "Trotzdem musst du damit sehr vorsichtig sein. Ich weiß nämlich die Grenzen nicht. Ich kann nicht mal so ganz genau sagen, wo die Grenze ist... Was geht und was nicht geht. Hier im Krankensaal sage ich den Patienten immer, dass sie in Sicherheit sind. Dass die Schmerzen gleich aufhören, dass sie hier gut versorgt werden  und so weiter. Eben Sachen, die auch die Wahrheit sind." Sie wirkte nachdenklich. Wie weit konnte sie mit einer Lüge kommen und wie weit gehen?

Bell seufzte. Gleich kamen sie, die gequälten Horde ....

"Ja vermutlich hast du recht" meinte Akia zu Bell und stapelte noch einige weitere Verbände auf den kleinen Wagen mit dem sie heute arbeiteten.

Dann wurden die Türen geöffnet. Der erste Patient den Akia und bell behandelten war ein älterer Mann. Er hatte sich den Fuss gebrochen und ein wanderheiler hatte ihm all sein Geld abgenommen und ihn behandelt, doch war es nicht besser geworden, weil es nicht sofort geschmerzt hatte, hatte er zunächst gar nichts getan und abgewartet doch dann waren Schmerzen und Fieber gekommen und sein Fuss geschwollen. Nun sah sein Fuss aus wie ein übergrosser Flaschenkürbis. Er roch erbärmlich und Bell und Akia rümpften die Nasen während sie ihre Schürzen umbanden. Akia legte ihre Hände über den geschwollenen Fuss und nickte Bell zu. "Irgendwas steckt in seinem Fuss... es ist ziemlich gross.." Vorsichtig machte Akia einen kleinen Schnitt an der wo schon die Narbe des Wanderheilers warr. Zunächst kam ein gigantischer Schwall Eiter und Blut zum Vorschein und dann ein Metallener Nagel den man scheinbar in den Knochen hatte setzen wollen. Bell musste dem Mann zureden als Akia den Nagel löste und ein neuerlicher Schwall eitrigen Blutes aus der Wunde quoll. Akia reinigte die Wunde vorsichtig bis kein Eiter mehr herauslief und verband sie dann. Nun konnte man zumindest wieder einen Fuss erkennen. Der Mann schien erleichtert und nachdem sein Bein fachkundig von den beiden geschient und verbunden war entliessen sie ihn mit Krücken nach Hause.

(Wiederlicher Fall habe ich gestern in einer Doku gesehen xDDD trotzdem irgendwie spannend )


Danach behandelten sie etwa 4 Männer die in einer Schlägerei gewesen waren, ob sie alle in der selben waren oder es mehrere gegeben hatte wussten die beiden nicht. Es machte auch kaum einen Unterschied. Sie verbanden was verbunden gehörte und schickten die Leute dann heim, oder wenn sie besonders übel zugerichtet waren liessen sie sie in eine Ecke des KRankensaales bringen damit sie sich ausruhen konnten.

(Ja, das klingt widerlich. So chronische Wunden sind eh nicht lecker... Was guckst du dir denn an...)

Bell bemühte sich, den Fuß nicht anzusehen, während Akia damit beschäftigt war. Das würde nur ihre Konzentration stören und der Mann war sich zwar sicher, dass er gut behandelt wurde, litt aber trotzdem Schmerzen. Bell verdeckte seinen Blick auf seinen Fuß mit ihrem Kopf und beschrieb ihm dann verkürzt, was Akia tat, um ihn abzulenken. Dass sie den Fuß noch einmal aufschneiden musste. Ja, das würde ein bisschen weh tun, aber nicht schlimm. Dass es vereitert war und Blut und Eiter ablaufen mussten. Sie musste gar keine Magie aufwenden, er unterhielt sich gern mit ihr, aber ihm schien sein Zustand auch peinlich zu sein. Als Akia dann den Nagel ziehen wollte, wurde er sehr unruhig und sie musste ihn doch bezaubern und beruhigen.
"Und, hat deine Übung vorhin was gebracht?", fragte sie, nachdem der Mann gegangen war und sie für den nächsten aufräumten.
Dann gab es gebrochene Nasen, Rippen und Hände, blaue Augen und andere Hämatome. Die Männer waren weitestgehend bei klarem Verstand und recht froh über die Hilfe, da musste Bell nicht viel tun und konnte Akia beim Heilen zusehen.

Schließlich wurden die Mädchen ins Bett geschickt. Die Nacht war zwar noch nicht vorbei, aber Indra war strikt dagegen, dass sie wieder bis zum Morgengrauen arbeitet wie in den ersten Nächten. Wer nicht schlief, konnten auch nicht lernen, behauptete sie.
Als Bell vom Krankensaal die Tür zu ihrem Zimmer öffnen wollte, war da die Bibliothek. Hatte sie sich vertan? Sie versuchte es erneut. Wieder die Bibliothek. Sie seufzte. "Geh schon mal vor. Ich hab noch was zu erledigen. Gute Nacht", sagte sie zu Akia und betrat den Raum voller Bücher. Nachdem sie eine Stunde lang die entliehenen Bände wieder ins Regal sortiert hatte, durfte sie auch endlich schlafen gehen.

Akia nickte "ja ich weis jetzt wie sich knochen anfühlen" erklärte sie und bei jedem ihrer Patienten übte sie die Knochen und mögliche Bruchstellen zu finden. Als sie von Indra fortgeschickt wurden gingen sie eine Weile nebeneinander bis zu ihrer Tür. Akia warf Bell einen mitleidigen Blick zu."bis später" murmelte sie nur. Als Akia wenig später die Tür öffnete stand sie in ihrem Schlafzimmer. Sie war müde wollte aber aus Solidarität auf Bell warten, also zog sie sich um wusch sich und las noch eine Weile in dem Buch.
Sie hatte es sich bereits auf dem Bett bequem gemacht und es dauerte nicht lange bis sie entgegen ihres Vorsatzes trotzdem einschlief.

(ach wie niedlich ^^)

"Das klingt schon etwas merkwürdig ", meinte Bell nur. Das Geräusch des Knochenreibens der gebrochenen Knochen würde sie sicher noch eine Zeit lang verfolgen.
Nachdem sie ihren Strafdienst erledigt hatte, ging sie auf ihr Zimmer. Als sie merkte, dass noch eine Kerze brannte, aber Akia schon eingeschlafen war, nahm sie ihr vorsichtig das Buch weg und legte es auf den Tisch. Der Bibliothekar würde es sicher nicht gern sehen, wenn Akia im Schlaf auf das Buch sabberte.

Am Morgen wurden die beiden Mädchen von einem Klopfen an der Tür geweckt. "Alle Schüler haben sich binnen einer halben Stunde auf dem Platz vor der Akademie einzufinden", rief eine unbekannte Stimme durch die Tür. Bell schreckte aus dem Schlaf. "Was?", murmelte sie müde und blickte sich um. Sie hatte gerade so schön geträumt von Castus und sich in... Sie schüttelte den Kopf und die Traumbilder ab. Gähnend wechselte sie die Schuluniform. Versammlung aller Schüler? Noch vor dem Frühstück?

Yehl hörte, wie an den Nebentüren geklopft wurde, aber bei ihm nicht. Eine Viertelstunde später trat Meister Francis in sein Zimmer ein. "Guten Morgen. Es ist Zeit. Die Ausführung der Strafe findet draußen auf dem Platz statt." Er machte eine einladende Handbewegung zur Tür.

Akia schreckte ebenfalls hoch. "Was ist denn los?" Fragte sie verschlafen und streckte sich. Einen Moment war sie erschrocken denn ihr Buch war fort doch sie fand es auf dem Tisch. Sie stand auf, bändigte mit Mühe ihre Haare und zog ihre Uniform an. "Komm wir gehen besser bevor es ärger gibt" meinte sie zu Bell und hielt die Tür auf.

Yehl war durch das Klopfen an den anderen Türen wach geworden. Er konnte zwar nicht sagen warum, aber er war gut gelaunt. Schnell wusch er sich und hüllte sich in seine teuersten Kleider, dann legte er sein Schwertgurt um. Als Meister Francis die Tür öffnete saß Yehl gekleidet auf seinem Bett und schaute ihn erwartend an. Als Yehl von Francis aufgefordert wurde ihm zu folgen, lächelte er sogar und ging mit hoch erhobenen Haupt und gerader Schulter zum Platz. Yehl strahlte eine Gelassenheit aus, die wie Magie anmutete. Innerlich jedoch erinnerte sich Yehl an jede Strafe die er je erhalten hatte. Schmerz macht mich stark. Schmerz und Wut geben mir Kraft, sagte er sich im Geiste immer wieder.

Draußen vor der Akademie hatten sich bereits sehr viele Schüler versammelt. Bell staunte darüber, wie viele es waren und wie wenig sie davon wieder erkannte. Sie standen in einem Halbkreis um eine hüfthohe Bühne herum. Auf der anderen Seite hatte man Platz für das gemeine Volk gehalten und auch dort füllte es sich langsam. Viele waren neugierig, aber auch ein wenig furchtsam. Zwischen den Schülern standen vereinzelt ein paar Lehrer und hielten die Schüler beisammen.
Eine kleine Treppe führte zur Bühne und auf selbiger war ein Gestell ähnlich eines Galgens aus Holz errichtet worden, nur kleiner. Daran hingen stabile Lederschlaufen. Bell wurde ganz flau im Magen. "Das hat sicher etwas mit Yehl zu tun", sagte sie zu Akia und ahnte, was da kommen würde. Sie fanden Lenny und Raziel in der Menge und um die beiden herum auch den Rest der Klasse. Viele tuschelten aufgeregt und die Kinder aus reichen Familien schienen gar keine Ahnung zu haben, was sie gleich sehen würden.

Yehl wurde vor das Tor der Akademie geführt. Man hieß ihn, seinen Gürtel und seine Kleider bis auf die Hose abzulegen. Ein Bediensteter würde seine Sachen in Empfang nehmen und auf sein Zimmer bringen.

Akia nickte und blickte die Konstruktion eine Weile an. Dann dämmerte ihr was das sein sollte. "Oh gott glaubst du sie werden...?" Sie wollte den Gedanken gar nicht zu ende sprechen. ... eine harte Strafe andererseits war auch das vergehen schlimm.... vielleicht konnten sie ihn so wieder erden. Sie sah die Verwirrung in anderen Gesichtern, es würde schlimm werden und Akia freute sich nicht das die Schüler alle zusehen mussten.

Yehl blickte auf die Konstruktion die sich vor ihm erhob. So öffentlich wollten sie ihn also demütigen? Die Lehrer hatten wirklich keine Ahnung was sein Vater ihn immer wieder angetan hatte.
Tut mir leid Castus, aber dies hier ist keine Strafe für mich, es macht mich nur härter. Dachte er und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Langsam und würdevoll wie ein Hochadliger legte er seine Kleidung ab und schritt mit hoch erhobenem Haupt die Stufen zur Bühne empor. Das Lächeln auf den Lippen war nicht verschwunden. Er blickte in die Menge und sah Bell und Akia und den Rest seiner Klasse. Yehl sah Bell an und zwinkerte ihr zu. Er drehte sich um, um das Holz zu prüfen. Nun konnten alle die wulstigen Narben auf seinem Rücken erkennen. Yehl hatte also schon oft die Peitsche gespürt. Kurz schloss er die Augen und sammelte sich. Nur die Ruhe Yehl, dachte er sich, denn langsam wurde er doch etwas nervös. Er blickte auf seinen Arm, auf dem die Schnitte auf seiner Haut noch gut zu sehen waren. Er hatte nirgends ein Beißholz gesehen, das konnte nur bedeuten, dass sie ihn schreien hören wollten. Nun, diesen Gefallen würde er ihnen so lange wie möglich vorenthalten. Ohne dass ihm jemand etwas sagen musste legte er seine Arme in die Lederschlingen und harrte der Dinge die da kamen.
„Flieg Rabe flieg.
Fliege übers weite Land.
Flieg Rabe flieg.
Spüre den Winter unter deinen Flügeln.
Flieg Rabe flieg.
Siehe dort im grünen Feld, da liegt erschlagen ein Held.
Flieg Rabe flieg.
Blutig war sein Heldentod, tränkt den Boden von Blut so rot.
Flieg Rabe flieg.“
Summte Yehl ein altes Volkslied aus seiner Heimat.

(Sorry, der Tag war heut so voll, ich kam einfach nicht zum Schreiben )

"Ja, sie werden", sagte Bell blasser als sonst. Sie war überhaupt nicht begeistert von dem, was sie da sah und erinnerte sich unwillig an ihr eigenes Erlebnis. Sie hätte nicht erwartet, dass die Akademie sich aus dem Strafenkatalog der Stadtwache bediente. Und Yehl hatte tatsächlich noch die Nerven, sie anzulächeln. Offensichtlich hatte er nichts dazu gelernt.
Einige in der Menge zeigten sich recht irritiert über die Narben, die sie auf seinem Körper sehen konnten.

Aus der Menge traten zwei große Kerle und begleiteten Yehl auf die Bühne. Sie trugen die für Henker Merinas übliche Gesichtsmaske aus Leder, die die Augen und Stirn frei ließ, aber Mund, Nase, Wangen und Kinn großflächig bedeckte. Die Statur der Männer erinnerte Yehl an die riesigen Kerle, die im Außenteam der Stadtwache arbeiteten. Als Yehl die Hände in die Schlingen steckte, banden sie ihn dort fest.
Neben der Bühne standen Meisterin Indra und zwei Oberschüler mit einer Trage.
Nachdem die Männer mit Maske Yehl gut festgebunden hatten, zog einer einen kleinen Gegenstand hervor. Es war ein Stück Holz, gepolstert und bezogen mit Leder. "Besser für die Zähne", nuschelte er ihm zu.
Der andere entrollte eine Peitsche hinter Yehls Rücken.

Währenddessen trat der Schulleiter vor diese seltsame Versammlung. "Diese Zusammenkunft der Akademie heute muss aus einem ebenso traurigen wie wichtigen Grund stattfinden: Heute muss über einen jungen Mann gerichtet werden, der sein Wissen, seine Macht und seine Kraft bewusst und absichtlich missbraucht hat, indem er sie gegen einen Mitmenschen mit der Absicht zu Töten gerichtet hat. Dieses Verhalten kann, darf und wird nicht geduldet werden. Seid versichert, dass die Strafe härter ausfallen würde, hätte er sein Vorhaben tatsächlich vollenden können." Er wirkte kein bisschen alt, ganz im Gegenteil und seine Stimme klang fließend und weich wie immer, aber er schien ein wenig traurig über diese ganze Angelegenheit zu sein. Schließlich trat er wieder in die Menge zurück.

Bell starrte entsetzt auf die Peitsche. Sie ähnelte einer Bullenpeitsche. Allerdings hatte sie drei Enden und viele Knoten. Das sah nicht gut aus für Yehl.
Der Henker trat einen Schritt zurück, entwirrte die Enden und holte aus. Der erste Schlag traf und Yehls Haut platzte unter dem Leder auf wie eine reife Frucht. Die Knoten rissen tief bis auf den Knochen in sein Fleisch hinein. Bell wurde übel. Es mochte ein sonniger Morgen in Merina sein, aber für sie war es eine verregnete Nacht, und sie spürte ihren Rücken jucken und brennen. Als zum nächsten Schlag ausgeholt wurde, wandte sie sich ab. Hinter ihr stand Raziel und seine Mundwinkel zuckten. Sollte er grinsen, es war ihr egal. Sie schob sich an ihm vorbei und ließ Akia dort allein stehen. "Kaninchen", murmelte Raziel, als er sah, wie sie aus der Menge flüchtete. Niemand hielt sie auf. Ein stilles Entsetzen breitete sich unter den Zuschauern aus.

Der zweite Schlag traf Yehls Rücken und dagegen wirkten die Schläge seines Vaters wie Streicheleinheiten, denn in den Knoten der Peitsche waren Nagelenden versteckt, was natürlich nicht zu sehen war. Fünf Schläge schälten Yehl die Haut vom Rücken. Der sechste traf seine Beine. Der Henker lief um ihn herum. Der siebte Schlag für die Beine vorn, der achte, neunte und zehnte trafen seine Brust. Dabei verirrte sich ein Peitschenende in Yehls Gesicht und zog über seine Wange.

Bell war nicht die einzige Schülerin, die nicht mehr hinsehen wollte oder konnte. Viele schauten zu Boden oder auf einen fernen Punkt. Das einfache Volk schien zufrieden zu sein, das Unrecht war ja bestraft worden.
Es herrschte Stille auf dem Platz, bis Indra ihre Schüler auf die Bühne scheuchte. Die beiden Vollstrecker banden Yehl los, der schon längst nicht mehr von allein gestanden hatte, und wollten den Heilern bei der Trage zur Hand gehen, doch Indra schüttelte den Kopf und entschied sich für einen Schwebezauber. Das war in der Versammlung nicht verboten worden. Ein silbernes Band wickelte sich sanft um Yehl und hielt ihn in der Luft.

(Autsch )
Yehl war überrascht, damit hatte er nicht gerechnet. Dennoch schaffte er es noch beim ersten Schlag zu lächeln. Er spürte wie ihm die Haut riss und der Widerhall in seinen Knochen pulsierte. Castus war ein elender Feigling. Tränen schossen in seine Augen. Sie wollten ihn brechen, doch Yehl Perun war nicht zu brechen. Jeder Hieb trieb ihn weiter in die Arme des Hasses. Hass auf seinen Vater und Hass auf Castus, der zu feige gewesen war sich selbst die Hände dreckig zu machen. Unterdrückte Schmerzensschreie drangen aus seinem Mund. Yehl wand viel Kraft auf nicht die Winde der Magie zu rufen und diese Henker mit Blitzen in zuckende Haufen Asche zu verwandeln. Immer wieder richteten sich seine Härchen auf, als die Magie sich ihm dar bot. Es wäre so einfach gewesen sie zu töten, aber noch war er nicht stark genug. Castus hätte ihn mit einer Bewegung seiner Hand vernichtet. Yehl starrte starr in die Menge und seine Wut und seine Verachtung sprühten nur so aus seinen Blicken. Heute hatte sich sein Weg offenbart. Yehl würde die dunkelsten Zauber lernen und sich an all denen rächen, die ihn heute versucht hatten zu brechen. Aber erst würde er diese Lektion tragen und sich hüten jemals wieder erwischt zu werden. Irgendwann taten die Schläge nicht mehr weh. Yehl fühlte sich leicht und beschwingt, fast euphorisch. Erst dann bemerkte er das seine Beine nachgegeben hatten und hasserfüllte Träume umfingen ihn als er ohnmächtig zusammensackte.

Auch Akia wandte sofort den Blick ab. Schon beim ersten Schlag dah man Yehls Blut spritzen. Akia hatte nicht verstehen können wieso Yehl ihr und Bell zugelacht hatte.... so ein dummer Junge...
Als Bell davon lief wollte Akia sie begleiten, doch als sie an Raziel vorbei war verlor Akia sie aus den Augen. Sie hörte Raziel flüstern und sah sein grinsen und ging auf ihn zu. "Duuü" zischte sie böse und funkelte ihn an. Mit dem Zeigefinger piekste sie ihm so hart auf die Brust das er hätte schwöten können ihr Finger sei aus Stein. "Du bösartiges überhebliches etwas .... lass sie gefälligst in Ruhe... das hier ist kein Grund für dein dämliches gegrinse" dann stieß sie ihn zur Seite und ging an ihm vorbei um Bell zu suchen.
Akia hatte noch nie so mit irgendjemandem in der Akademie oder sonstwo gesprochen aber darüber nachzudenken hatte sie jetzt keine Zeit. Sie hatte ja sogar verhessen das sie sich sonst vor Raziel fürchtete.

Raziels Lächeln blieb auf seinem Gesicht, aber seine Augenbrauen hoben sich überrascht. Dann stieß Lenny ihm einen Ellenbogen in die Rippen und er machte widerwillig Platz für Akia und blickte wieder mit starrem Blick nach vorn. Was er von einer derartigen Bestrafung hielt, vermochte man seinem Gesicht nicht abzulesen. Lenny stand neben ihm und blickte eher sorgenvoll.
Auch sonst schien es niemanden zu geben, der sich an diesem Schauspiel erfreute, selbst beim Volk wurde nicht gejubelt und während Yehl in den Krankenflügel gebracht wurde, verteilte sich still die Menge. Die Schüler wurden zu ihrem Unterricht geschickt.

Bell war Abseits der Menge stehen geblieben, neben der Wand des Schulgebäudes. Sie lehnte sich an die Wand und wartete, bis ihr Atem wieder ruhig ging und die Bilder in ihrem Kopf verblassten. Für einen Moment hatte sie selbst dort oben gestanden, in einer dunklen Nacht im Regen.

"Nein, nein, keine Magie", wies Indra ihre Gehilfen an. "Es gab da ganz eindeutige Anweisungen", sagte sie verärgert. "Er ist noch bewusstlos, das nutzen wir aus und nähen, so viel wir können."
Einer murmelte etwas. "Was? Nicht gelernt? Raus aus meinem Saal!"
Der andere konnte auch keine Wunden nähen. Indra seufzte. "Geh bitte Nescha holen", sagte sie und untersuchte Yehl. Sie flößte dem bewusstlosen Jungen etwas ein, das die Blutung beinahe zum erliegen brachte. Der Junge kam mit einer alten Frau zurück, die kritisch Yehls geschundenen Körper betrachtete.

Yehl sah wirklich schlimm aus und obwohl er sich sehr zusammenriss konnte er leises Wimmern nicht unterdrücken. Seine Kehle fühlte sich rau an. Schmerzen drohten ihn zu übermannen, bis Yehl beschloss sich ihnen zu öffnen und den Schmerz willkommen zu heißen. Grenzenloser Hass vergiftete weiter seinen Geist. Er würde alle bezahlen lassen für diese Tat. Angefangen bei den Henkern. Sie waren die schwächsten Glieder in der Kette. Er würde sie leiden lassen für das, was sie ihm angetan hatten. Er würde ihre Existenzen auslöschen und sie so leiden lassen wie sie ihn hatten leiden lassen. Dann war sein Vater dran. Ihn konnte er nicht so einfach vernichten. Bei ihm musste er vorsichtig vorgehen. Wenn er den Ruf seines Hauses ruinierte, zerstörte er sich selbst gleich mit und das durfte unter keinen Umständen geschehen. Und eines Tages, wenn er mächtig genug war, würde er Meister Castus auslöschen und alles wofür dieser alte Mann gestanden hatte. Aber erst einmal galt es zu überleben. Yehl spürte die offenen Wunden und die Schmerzen brachten ihn schier um den Verstand. „Mohnblumensaft.“ flüsterte Yehl aus heiserer Kehle. Sein Verstand sollte wach bleiben, aber er hielt es einfach nicht aus. Yehl brauchte die Magie um sich in sie zu hüllen um aus dem, was ihm widerfahren war, Kraft zu schöpfen.

Akia konnte Bell endlich ausmachen und lief zu ihr hinüber. "Bell" sagte sie laut damit Bell sie durch die Leute bemerkte. Als sie Bell erreichte legte sie ihr die Hand auf die Schulter. "Bell? Alles in Ordnung? " sie schaute sie besorgt an. Bell wirkte anwesend und mitgenommen.

(Castus ist übrigens kein alter Mann ;-))

Erschrocken fuhr Bell herum und sah Akia entsetzt an. Dann schalt sie sich einen Dummkopf, sich hier so gehen zu lassen, dass sogar Akia sich an sie anschleichen konnte. Das hätte auch jemand anderes mit einem Messer sein können. Sie brachte sich wieder unter Kontrolle. "Ja, es ist nichts...', sagte sie abwesend und schüttelte den Kopf. "Niemand schaut sich sowas gerne an. Komm, lass uns rein gehen. Bestimmt fängt der Unterricht gleich an."
Sie ging zur Tür des Schulgebäudes. Tatsächlich wartete in ihrem Klassenzimmer Meister Arin auf sie beide. Die anderen Schüler waren schon da. Er blickte ernst in seine Klasse. Das übliche Geflüster vor dem Unterricht war nicht zu hören. "Ihr habt heute Morgen etwas an der Akademie sehr seltenes gesehen. Habt ihr Fragen oder möchte jemand etwas sagen?", fragte der Lehrer seine Klasse. "Warum hat er nicht einfach Strafdienst bekommen?", fragte Inka. "Oh, den hat er auch. Wenn Yehls Wunden verheilt sind, wird er ihn in der Stadtwache ableisten. Aber bei dieser Strafe geht es um Leid, das einem von fremder Hand zugefügt wurde. Yehls Wunden werden heilen, sein Vater hat nicht so viel Glück. Aber er soll den Schmerz als gerechte Strafe an- und hinnehmen und wenn er geheilt ist, wird ein Teil seines Unrechtes als wieder gut gemacht gelten und vergessen werden."
"Es war schrecklich!", rief Karen dazwischen. Ihr liefen schon die Tränen aus den Augen, als sie den Raum betreten hatte. "Und wenn das nicht funktioniert?", fragte Bell ruhig und mit hochgezogener Augenbraue. "Wenn er den Schmerz eben nicht annimmt und sich nur weiterhin ungerecht behandelt fühlt?"
"Dann wird er seine alten Denkmuster nicht durchbrechen und irgendwann wieder ein ähnliches Verbrechen begehen." Arin machte eine kurze Pause. "Und genau das ist der Grund, warum körperliche Züchtigung nicht gerne angewendet wird. Auch junge Schüler sind in ihrem Denken schon viel zu eingefahren um so eine Strafe als Chance zu sehen. Aber die Lehrerversammlung hat so entschieden."

Indra blickte Yehl erstaunt an. "Er wacht schon auf...", sagte sie und gab hastig Anweisungen. Nescha war noch immer mit der Inspektion von Yehls Wunden beschäftigt. "Ja... so ist das manchmal bei jungen Männern. Sie kompensieren sehr schnell... was nicht immer gut ist", murmelte die alte Frau. Indras Gehilfen waren inzwischen mit einem Tablett voller kleiner Flaschen zurück gekehrt.
Die Schüler, die in Trankkunde unterrichtet wurden, hatten bereits ganze Arbeit geleistet und sie musste nur noch aus den fertigen Mixturen auswählen.
"Hier, das wird seine Muskeln lähmen, sodass wir in Ruhe nähen können", erklärte sie ihrem Schüler. "Das bedeutet, dass DU seine Atmung überwachst. Das sind schließlich auch Muskeln." Sie nahm eine andere Phiole. "Das wird seinen Geist beruhigen. Es dämpft alle starken Gefühle. Es nimmt zwar so nicht die Schmerzen, aber den Aufruhr, den sie verursachen und die Alarmbereitschaft des Körpers nehmen ab." Der andere Schüler nickte lehrwillig. "Und warum nehmen wir keinen Mohnblumensaft?", fragte sie ihre beiden Gehilfen prüfend. "Er macht abhängig ", sagte der eine. "Er ist zu unrein und dadurch schwankt die Wirkung viel zu sehr", sagte der andere. "Gut. Ihr habt beide recht. Mohnblumensaft nehmt ihr nur, wenn ihr nichts anderes habt."
Indra flößte Yehl die beiden Elixiere ein. "Für den Flüssigkeitsverlust nehmen wir Weidenrindentee. Er dämpft die Schmerzen auch ein wenig, vor allem in der Kombination." Sie strich Yehl über den Kopf. "Es tut mir leid Yehl, aber ich darf dir die Schmerzen nicht gänzlich nehmen. Wir müssen jetzt nähen, sonst kannst du dich nie wieder richtig bewegen." Sie erwartete gar keine Antwort von Yehl. Stattdessen musste ihr Schüler ihr Licht heraufbeschwören, während der andere auf Yehls Atmung achtete, und nahm Nadel und Faden in die Hand. Ebenso Nescha, die sehr viel Erfahrung in diesem Bereich hatte. Sie nahm sich Yehls Gesicht an und nähte zuerst die durchtrennten Gesichtsmuskeln in unsagbar feinen Stichen und dann die Haut darüber mit einer unsichtbaren Naht, damit der Junge nicht für immer entstellt blieb.
Die beiden Frauen nähten den ganzen Tag, um die vielen funktionslosen Muskeln wieder zusammen zu fügen, sie nähten Sehnen, Muskeln und Haut und brachten alles, an seinen richtigen Platz zurück. Trotzdem waren sie am Abend nicht fertig und vor allem am Rücken sah man noch den einen oder anderen Knochen zwischen dem Fleisch.

Akia sass in Arins Stunde und bemerkte die Aufgewühltheit der anderen Schüler. "Meister.." sagte sie langsam. "Würde denn irgendjemand merken wenn es so wäre?
Wenn Yehl einfach weiter diese Art von Magie studiert? Oder gar noch mehr Pläne schmiedet? Ich meine.... Er ist ein guter Kerl und ich möchte glauben das er sich bald erholt und alles gut wird... aber die Strafe war sehr schlimm ... wieso mussten wir uns das alle ansehen?" auch Akia war nochimmer schlecht wenn sie daran dachte. Eigentlich , wenn sie so darüber nachdachte machte sie sich noch mehr Sorgen um ihn. Immerhin, war Yehl so geworden weil sein Vater ihm über viele Jahre solcherlei Gewalt angetan hatte, wieso hatte man sich also gerade für so eine Strafe entschieden?

„Das darf nicht wahr sein!“ schrie er innerlich als ihn die Heilerin sagte, dass sie ihm nicht den Schmerz nehmen durfte. So lange er noch konnte presste er die Lippen zusammen. Sein Hass stieg ins unermessliche. Ein Pfad von dem es nun keine Widerkehr mehr gab. Sein Hass war alles, was ihm noch am Leben erhielt, denn sein Körper wollte schon längst nicht mehr. Als er die Tränke verabreicht bekam erschlafften seine Muskeln und seine Atmung wurde flach. Sein Puls, der durch den hohen Blutverlust eh schon niedrig war senkte sich noch weiter, schien aber stabil zu bleiben. Erst ertrug Yehl noch die Schmerzen, sein Verstand war stark benebelt und er stürzte in ein tiefes schwarzes Loch. Als sein Hass verebbte, war da nichts. Erst ertrug Yehl die dumpfen Schmerzen, doch nach ungefähr drei Stunden fingen seine Augen an zu flattern, trotz des Elixiers und in Yehls Augen trat der Wahnsinn, gut sichtbar für alle. Yehl hatte ob der Schmerzen irgendwann aufgegeben und sein Verstand war wie ein Spiegel in tausende Scherben gesprungen.