Die Magierakademie von Merina (Bitte nicht mehr eintreten)

(Herzlich Willkommen in Merinas Nervenheilanstalt )

(Gibts in Merina [noch] noch nicht ;-) )

"Nein, Akia. Das innere des Geistes ist und bleibt jedermanns Eigentum. Und das ist auch gut so. Die Mehrheit der Schüler will einfach nur in Frieden studieren." An dieser Stelle dachte Bell sich ihren Teil. Da gab es sicher Dinge, die Schüler nicht wissen sollten, anders konnte sie sich den Ausflug in Yehls Unterbewusstsein nicht erklären.
"Die Schüler sollten sich die Strafe ansehen, um daran erinnert zu werden, was mit jenen geschieht, die ihre Magie so missbrauchen. Sie sollten daran erinnert werden, dass Handlungen Konsequenzen haben. Es gab eine Abstimmung unter allen Lehrern und offenbar ist ein größerer Teil der Meinung, dass es notwendig sei, ein Exempel zur Abschreckung zu statuieren." Für die Schüler war recht offensichtlich, was er davon hielt. "Und manch einer glaubt an die reinigende Kraft des Schmerzes, da der Schmerz uns alle gleich macht und so Demut lehrt. In der Bibliothek stehen dutzende Abhandlungen darüber und bei Meisterin Indra lernt ihr sicher auch etwas über Schmerz. Habt ihr noch Fragen? Ich würde sonst gern mit dem Unterricht beginnen."

Im Krankenflügel waren die beiden Frauen fleißig. Indra nähte und stellte die Funktion wieder her und Nescha nähte die Haut, damit die verbleibenden Narben möglichst klein blieben. Sie führte bei sämtlichen äußeren Nähten den Faden unter der Haut entlang, sodass kein Faden sichtbar war und die Wundränder so glatt wie möglich aneinander lagen. Und nirgendwo in Merina gab ea feineres Garn und feinere Nadeln. Beide Frauen arbeiteten mit einem Vergrößerungsglas, das von einem Gestell gehalten wurde. Als Yehl ins Delir verfiel, nickte Indra nur. Sie hatte so etwas ähnliches erwartet. Viele ihrer Patienten, die Nachts von der Straße kamen und von ihren Freunden oder Verwandten getragen wurden, sahen ganz ähnlich aus, wenn sie die Akademie erreichten. Mit ihrer Heilung erst wurden sie neu geboren und wenn der Körper heilte, heilte auch ihr Geist.
Während Indra und Nescha die ganze Zeit nähten, tauschten sie ihre beiden Schüler regelmäßig aus.

Akia nickte nur. Auf der einen Seite war es ja gut das jeder seinen eigenen Raum hatte, dennoch machte sie sich sorgen das Yehl in weiterem Zorn vielleicht noch schlimmeres tun könnte als den Angriff auf seinen Vater. Sie mussten aber das Beste hoffen, mehr blieb ihnen gar nicht übrig. Sie würde nocheinmal mit ihm reden wenn er sich erholt hatte. Sie wusste das Meisterin Indra gut für ihn sorgen würde und letztendlich hatte er sich die Strafe selbst zuzuschreiben, hoffentlich verstand er das.

Meister Arin begann erneut mit seinen Ausführungen, aber Akia schien das nicht nur ihr heute noch schwerer als sonst fiel ihm zu folgen. Sie kritzelte hin und wieder Notizen auf ein Pergament aber verstehen was Arin erzählte konnte sie heute kaum.

Bell nickte nur. Strafe zur Abschreckung... Ja, das war im Waisenhaus auch so gelaufen, nur war die Wirkung irgendwie ausgeblieben.
Arins Ausführungen waren über Naturgesetze und hatten gar nichts mit Magie zu tun. Bell hörte nur mit einem Ohr zu. Dinge fielen nach unten, immer. Es sei denn, man ließ sie schweben. Wenn man einen Wagen schob, bewegte er sich nach vorn, gleichzeitig wurde man selbst nach hinten gedrückt. Kraftübertragung und Gegenkraft nannte er das. Und so weiter...

Dann stellte er einen neuen Lehrer vor. "Kommen wir zur praktischen Anwendung dessen, was ich gerade gesagt habe. Meister Loren wird euch eine Einführung in die Mathematik geben. Schließlich sollt ihr hier mehr als nur Magie lernen."
Meister Loren war ein älterer Mann mit Augengläsern. Er war klein und schlank und wirkte, als würde er jeden Morgen noch einen Dauerlauf um die Akademie machen. Seine Stimme war erstaunlich laut für so einen kleinen Mann und es war fast nicht möglich, nicht zuzuhören.
Er holte eine Holztafel, einen Pinsel und weiße Farbe, dann schrieb er mit diesen Dingen auf die Tafel mathematische Aufgaben. "Wir fangen klein an", versprach er.

Je länger er schrieb, um so mehr begannen Bells Augen zu leuchten. Sie verstand alles sofort und ihr war auch recht schnell klar, worauf Loren jeweils hinauswollte, wenn er mit einer Erklärung begann. Sie schrieb begeistert und schnell mit. Zahlen waren ja schließlich keine Buchstaben, die hatte sie schon vor der Zeit auf der Akademie schreiben können. Ihr Blatt füllte sich mit Gleichungen. Vielleicht gab es hier ja doch etwas, das sie konnte.
Zwischendurch wischte Loren die Tafel mit einem Lappen und Wasser ab. Vielleicht war das Holz ja irgendwie behandelt, dachte Bell sich. Während Loren sie Übungsaufgaben machen ließ, lächelte sie leicht.

Vielleicht war es Zufall, vielleicht hatten die Lehrer Angst, dass Unfälle passierten, wenn die Schüler sich so etwas wie am morgen ansehen mussten, aber heute gab es keine Aufgaben im Unterricht, wo die Schüler hätten Magie wirken müssen. Der Unterricht in Heilkunde am Nachmittag bei Indra wurde von einem fremden mürrischen Lehrer vertreten, den sie nicht kannten und er ließ sie Schnitte in Schweinefüße schneiden und wieder zunähen und später noch die Fäden ziehen. Offenbar hatte Indra das als Übungsaufgabe gegeben. Kintan schnitt versehentlich in das Gelenk und die Gelenkflüssigkeit spritzte durch den halben Raum. Das ganze wurde von erheiterten oder angeekelten Rufen begleitet und der Schrecken vom Morgen lichtete sich etwas.

Am Abend in der Küche runzelte Milan die Stirn. Für die klare Suppe am nächsten Tag sollte er eine große Ladung völlig zerschnippelter Schweinefüße auskochen... Selbst sein scharfer Verstand konnte sich darauf keinen Reim machen.

(Das haben wir im Praktikum gemacht. Schweinefüße nähen ist ultralustig!)

Nach dem Unterricht kam Bell zu Akia. "Wollen wir nach Yehl sehen gehen? ... Wenn wir denn gelassen werden."

Für Akia klangen die Gleichungen wie: treffen sich 2 Goldfische in der Wüste, der eine ist rot, der andere ist dick. Wie schwer ist die Palme wenn es regnet?

Sie schrieb mit was Loren an die Tafel schrieb, aber verstand nur sehr wenig davon. Sie würde sich damit wohl noch beschäftigen müssen. Als der Unterricht endlich vorbei war konnte sie ihre Erleichterung kaum verbergen.
Als Bell zu ihr kam überlegte sie einen Moment. "Ja wir können schon nach ihm sehen aber so wie er zugerichtet war bezweifle ich das Meisterin Indra uns zu ihm lassen wird, falls er denn überhaupt schonwieder etwas mitbekommt. ." Meinte sie nachdenklich. "Glaubst du Yehl hat irgendwas davon gelernt? Ich befürchte das ihm einsichten zur eigenen Schuld nicht so leicht fallen.... besonders wenn ich die Torturen durch seinen Vater bedenke ist das wenig verwunderlich.. ich kann mir nicht vorstellen das ihn ausgerechnet eine so ausgeartete Strafe zur besinnung bringen könnte" sie klang nervös und nachdenklich und schaute Bell dann forschend an. Ihre Meinung interessierte sie sehr.

"Also irgendwas lernt man davon immer. Und sei es nur, sich nicht erwischen zu lassen..." Bell wirkte nachdenklich.
"Ich glaube sie habens nur so an die große Glocke gehangen, weil Yehl sein Vergehen vor aller Augen begangen hat. Überleg mal, ohne das Eingreifen seiner Mutter hätte er seinen Vater praktisch hingerichtet. Hätte er das irgendwo heimlich still in der Ecke getan, wäre die Sache ganz anders gelaufen, aber so in der Öffentlichkeit mit seiner Magie zu prahlen und sie für so etwas einzusetzen... Stell dir mal vor, jemand geht mit einem Schwert auf den Marktplatz und fängt an, die Leute dort zu verletzen. Der kriegt doch auch einen sehr öffentlichen Prozess und eine harte Strafe, damit alle sehen, dass die Stadt sich das nicht gefallen lässt. Und die Akademie wird das nicht anders handhaben. Außerdem hat Arin gesagt, dass er noch andere Strafen bekommt. Vielleicht sind ja die zum lernen da und das Auspeitschen einfach dafür, um ihm zu zeigen, wer hier das Sagen hat."
Sie öffnete für Akia die Tür zum Krankensaal. "Ich weiß nicht, ob er sich dadurch verändert. Mit dieser Peitsche dürften sie ihn halb tot geschlagen haben und so eine Erfahrung sorgt bei manchen für eine Veränderung. Aber in welche Richtung... schwer zu sagen. Vielleicht können wir das beeinflussen... Indem wir für ihn da sind oder so."
Ja, es wäre schön, wenn sie nicht beständig das Gefühl hatte, sich umdrehen zu müssen, wenn Yehl hinter ihr stand. Wenn das Böse irgendwie aus ihm gebannt werden könnte oder so.

Bell schaute noch immer nachdenklich und dachte an ihr eigenes Erlebnis. Wie war das bei ihr gewesen? Sie hatte so lange zum heilen gebraucht... Und die Welt war noch die gleiche, aber sie selbst hatte sich dadurch durchaus verändert. Aber sie war damals so viel jünger...
"Warten wir einfach ab, erstmal muss er heilen. Wenigstens hat er die beste medizinische Versorgung der Stadt, wenn nicht sogar der Welt."

Der Krankenflügel war ziemlich leer. Nur ein diensthabender Lehrer war zu sehen und keine Schüler. In einer Ecke weit hinten war ein Vorhang zugezogen und wie üblich drangen von dort keine Geräusche nach drinnen oder draußen. Der Lehrer war Gerrith. Er nickte ihnen freundlich zu. "Ihr wollt sicher zu Yehl. Kommt morgen früh wieder. Jetzt im Moment könnt ihr nicht allzuviel tun und würdet Indra eher im Weg stehen", sagte er freundlich. "Sie näht schon den ganzen Tag."
Bell machte große Augen. "Sie näht? Hier?" Mehr brachte sie vor Entsetzen nicht heraus. Bei dieser Peitsche, und sie wusste nichts von den Nägeln und dass nicht alle Schläge auf den Rücken gingen, was gab es da noch zu nähen?
"Ja, das ist Teil der Strafe", erklärte Gerrith betrübt.

"Vielen Dank Meister Gerrith" sagte Kaia höflich und sie und Bell verliessen den Krankensaal. "Ich hatte erwartet das er noch nicht wieder auf dem Damm ist, aber das sie versucht haben die Wunden zu nähen? Das ist ziemlich Sardistisch" meinte sie nachdenklich.

Sie und Bell gingen auf ihr Zimmer "Sag mal hast du irgendwas von diesem Zeug verstanden das Meister Loren heute erzählt hat?" Sie dachte missmutig daran das sie diesen Unsinn unbedingt begreifen musste, obwohl es für sie so gar keinen Sinn ergeben wollte.

"Naja... Ich weiß nicht, warum sie nähen statt ihn magisch zu heilen. Vielleicht geht es nicht oder so. Mit Sadismus hat das sicher nichts zu tun. Indra wird sicherlich ihr bestes geben und mit ihm leiden", versuchte Bell zuversichtlich zu sagen. Aber insgeheim dachte sie, dass Yehl da möglicherweise nur als Krüppel wieder raus käme, wenn Indra das nicht wirklich gut konnte. Andererseits hatte sie das ohne Heiler allein überstanden und Yehl war zäh. Sicher würde er sie alle am Ende überraschen.

"Das war toll, oder?", erwiderte sie begeistert. "Ich hoffe, wir lernen noch mehr davon... oh." Bell sah Akias Blick. "Dir hat es wohl nicht so gefallen? "

"Es ergibt für mich überhaupt keinen Sinn" erklärte Akia. "Etwa so als sagte ich dir das der Himmel blau ist und die Wolken weiß und dann frage ich dich nach Castu's Schuhgröße" meinte sie missmutig. "Wie kann dir das auch noch spass machen?" Jetzt lachte sie über Bells Gesicht denn ihr schien das ganze wirklich gefallen zu haben. "Vielleicht erklärst du es mir?"

Bell grinste ein wenig über dieses Beispiel. "Es ist einfach sehr... logisch. Das eine ist immer eine Schlussfolgerung aus dem anderen." Sie suchte ein Blatt aus dem Schrank und nahm ihr restliches Schreibzeug aus der Robe. "Also... ich fange einfach mal an und du sagst, ab wann du es nicht mehr verstehst."
Da Loren mit den Grundrechenarten begonnen hatte, fing Bell auch hier an. Zumindest diese erschlossen sich für Akia recht leicht, da sich dafür noch einfache praktische Beispiele aus Akias einfachem Leben auf dem Bauernhof finden ließen. Dann kamen irgendwann die Variablen in Form von Buchstaben ins Spiel und die Gleichungen mussten umgestellt werden. Das war schon schwieriger. Bell gab nicht nach, bis Akia ihr glaubhaft versichern konnte, dass sie es verstanden hatte, ehe sie das nächste Thema begann. "Es geht darum, dass du einen Wert, auch wenn du ihn nicht weißt, mit einbeziehst. Das ist wie langes, kompliziertes Vorausplanen", sagte sie grinsend und holte weitere Blätter aus dem Schrank während sie Akia durch Lorens Stoff drückte. Schließlich waren alle Blätter vollgeschrieben und Bell gähnte. "Es ist spät. Wir haben das Abendessen verpasst", murmelte sie. "Vielleicht sollten wir schlafen gehen. Morgen früh lassen sie uns bestimmt zu Yehl."

"Hauptsache sie lassen uns zum Frühstück" meinte Akia und rieb sich doie Augen. Dann schaute sie Bell einen Moment an... und schließlich lächelte sie "Danke für deine Hilfe..... du kannst viel besser erklären als Loren" sie lachten. "Schlaf gut" akia zog sich nur noch eilends um und schlüpfte unter die Decke.

Bell wandte sich überrascht ab, damit Akia nicht sah, dass sie ein bisschen rot wurde. Eigentlich, dachte sie, bin ich über so etwas hinweg... Offenbar nicht.
"Keine Ursache", sagte sie leise und machte ihr Bett, um dann nach dem Umziehen hinein zu fallen. Sie war heute gar nicht in der Bibliothek gewesen... Vielleicht konnte sie dort morgen einfach länger arbeiten. Und andererseits musste diese dämliche Strafe doch auch irgendwann mal aufgehoben sein...
Im Dunkeln schaute sie noch eine Weile zu Akia hinüber. Konnte jemand wirklich einfach so harmlos und nett sein? Sie schüttelte den Kopf und drehte sich auf die andere Seite.

Für Yehl verging die Nacht nicht viel besser als der Tag. Die Frauen nähten ununterbrochen, auch wenn sie ihre Konzentration und Wachheit selbst nur mit Hilfe einiger Tränke erhielten. Danach würden sie länger schlafen müssen. Es musste so schnell wie möglich alles wieder zusammengefügt werden, sonst würde Yehl ein Krüppel werden. Wenigstens mussten sie diese Fäden nicht ziehen. Vor ein paar Jahrzehnten hatte einer der Lehrer alte Aufzeichnungen über sich in der Wunde auflösende Fäden gefunden und aus Neugier lange probiert, bis er sie hergestellt hatte. Nur verließ eben dieses Wissen die Akademie nicht, weil sich kaum jemand dafür interessierte. Außer Nescha. Und sie, selbst keine gute Magierin, aber ein kluger Kopf, hatte den Faden perfektioniert und selbst diese winzigen Nadeln erfunden...
Indra hielt Yehl weiterhin unter dem Einfluss der Tränke und wies zwischendurch an, dass neue gebraut wurden, damit sie immer verfügbar waren. Auch in der Nacht wurden die Tore wieder für das einfache Volk geöffnet, diese Nacht ohne Akia und Bell, aber kein Laut drang hinter den Vorhang und so blieb es um Yehl herum ruhig.

Bell streckte sich am Morgen. Sie hatte erstaunlich gut und ruhig geschlafen. Gewaschen und angezogen weckte sie vorsichtig Akia. "Frühstückzeit", murmelte sie. Ihr knurrte der Magen.

Yehl würde sich wohl nicht mehr erholen. Seine Augen waren stumpf und ausdruckslos. Seine Atmung wurde schwächer und sein Puls flacher. 24 Stunden ununterbrochener Schmerzen waren einfach zu viel für den jungen Mann. Yehl war in eine Welt jenseits der Schmerzen entschwunden und von da würde er wohl nicht wieder zurückkehren können. Nicht einmal mehr ein Wimmern entwich seiner rauen Kehle. Er war stumm und starr geworden.

( 12 wie heißt dein neuer Char? )

Akia knurrte zuerst und rieb sichcdann die Augen. Als Bell das Frühstück erwähnte zog sie sich rasch an und kämmte eilig ihre rote Mähne. Aus Angst vielleicht doch zu spät zu kommen lies sie die Haare offen, nahm ihre Bücher und die Aufzeichnungen von der vergangenen Nacht und die beiden machten sich auf den Weg zum Frühstück. "Hervorragend... wir sind nicht zu spät" freute sie sich und ihr Magen knurrte laut, Eilig hielt sie sich den Bauch... wie peinlich hatte Bell es gehört?

(Ich überlege auch schon)

(Es gibt auch Bewusstlosigkeit ohne Medikamente Der Körper hat da was eigenes ziemlich gutes. Von den Soldaten im 1. Weltkrieg mit amputierten Gliedmaßen brauchte auch nur die Hälfte Morphium. Gibts ne schöne Statistik  
Neueinstieg in die Akademie ist nur "außerakademisch" möglich oder mit der Aufnahmeprüfung im nächsten Jahr ;-) )

Bell ließ sich nicht anmerken, ob sie was gehört hatte oder nicht. Sie ging zielstrebig auf ihren Platz und griff beherzt zu, während sie gedankenversunken auf Yehls leeren Platz blickte. Offenbar war sie selbst auch recht hungrig.
Am Frühstückstisch gab es immer noch Geschichten über Schweinefüße. Gerade die Mädchen aus reicheren Familien schienen sich enorm zu ekeln während sich die Jungen darüber gut amüsierten und sie aufzogen. Bell quittierte das nur mit hochgezogenen Augenbrauen. "Ihr denkt, das ist ekelig? Schon mal einen tage-alten verwesten Hund gesehen?"
Das Gequietsche der Mädchen wurde nur vom Gejohle der Jungen übertönt. "Du musst es ja wissen", kommentierte Raziel humorlos und die ausgelassene Stimmung ebbte sofort ab.

Jetzt, da sie endlich mit nähen fertig war, brauchte sie Yehl erst einmal keine weiteren Tränke verabreichen. Sein Zustand gefiel ihr nicht, aber Indra hatte schon ähnliches gesehen und es bestand Hoffnung, dass er sich erholte, wenn die Tränke nachließen.
Manchmal kamen Nachts stark Verletzte in die Akademie, die von ihren Angehörigen schon einen Tag durch die Stadt auf einer holprigen Bahre getragen worden waren und die hatten sich auch wieder erholt, es gab also noch keinen Grund, etwas schlimmes anzunehmen. Vorsichtshalber schickte sie einen Schüler mit einer Nachricht zu Castus.
Jede Wunde war sauber genäht und verschlossen worden. Am Rücken war das nicht möglich, da klaffte alles zu weit auseinander, aber auch dort die Wunde sauber abgedeckt und verbunden, damit der Junge kein Fieber bekam.
Ihr Schüler kam mit einer Antwort von Castus zurück. Sie sollte tun, was sie für richtig hielt, nur ihn nicht magisch heilen. Indra zuckte mit den Schultern und verpasste Yehl ein starkes Schlafmittel. Schlaf war ihrer Ansicht nach noch immer der beste Heiler. Die Ruhe würde ihm sicher gut tun und wenn die anderen Tränke nachließen, müsste sich auch die Atmung erholen. Auch die alte Nescha begab sich zur Ruhe.
Indra stellte wieder zwei Schüler nur zur Überwachung ab und ging dann endlich Schlafen. Die Verantwortung für Yehl übertrug sie erst einmal Gerrith, der sie später an den nächsten diensthabenden Lehrer weitergab.

Auch Akia kicherte ein wenig, Schweinefüße waren doch nichts schlimmes. Aber die Mädchen aus den wohlhabenden Familien hatten sich nie mit Arbeiten wie dem Schlachten oder anderen Dingen die Schmutzig machten beschäftigen müssen.
Als Raziel sprach schaute Akia ihn finster an und erwiederte auf seinen Kommentar "Das weis sie nur weil sie in deiner nähe sitzt" kurz war es still die unausgesprochene Frage *hat sie das wirklich gesagt?* dann brach auf einmal gelächter aus und Akia wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Essen zu.

Bell war gerührt, dass Akia sie so in Schutz nahm, aber gerade von Raziel wollte sie sich nichts bieten lassen und ihm zeigen, dass sie sich nicht von ihm einschüchtern ließ, wenn er sie noch zehnmal in ein Kaninchen verwandelte. Während der kurzen peinlichen Stille stand sie gelassen auf und ging zu Lenny. Das Gelächter setzte ein und keiner verstand, was sie zu ihm sagte, aber er nickte und lächelte freundlich, während Raziel nur noch finsterer starrte.
Ihr war durchaus bewusst, dass es nicht besonders nett war, Lenny zu benutzen, um Raziel eins auszuwischen, aber der hübsche blonde Junge war die größte Schwäche, die er zu haben schien und sie wäre nicht sie, wenn sie so eine Gelegenheit auslassen würde.
Bell ließ sich wieder neben Akia fallen. "Danke. Von dem Stinkstiefel lasse ich mir nichts bieten. Wollen wir noch kurz zu Yehl oder willst du dich noch auf den Unterricht vorbereiten? Gerrith hat doch gestern gesagt, wenn wir wollen, können wir zu ihm."

Akia nahm noch ein Stück Brot und nickte. "Ja lass uns ruhig nach ihm sehen, ich glaube mehr vorbereitet kann ich nicht sein, vielleicht verstehe ich ja heute sogar mehr als gestern."
Sie lachte und verabschiedete sich von den anderen Mädchen mit denen sie vorher geplaudert hatte.

Bell trottete hinter Akia her. "Sie sollten mal nachts im Krankensaal aushelfen, dagegen ist ein Schweinefuß ein schöner Anblick", sagte sie zu Akia über die anderen Mädchen und machte sich auf den Anblick gefasst, den sie in Kürze zu sehen bekommen würde.

Der Saal war fast so leer wie am Vorabend. Ein paar Helfer räumten noch von der Nacht auf. Gerrith hatte an einen anderen Lehrer übergeben, den beide nicht kannten. Er wollte sie erst nicht zu Yehl lassen, aber Bell diskutierte mit ihm bis er sie ließ.

Hinter dem Vorhang war es angenehm warm. Yehl schwebte in der Luft, bis zum Hals mit einem Tuch zugedeckt. Bell wunderte sich, dass er nicht auf einem Bett lag. Zwei Oberschüler beobachteten ihn die ganze Zeit konzentriert und nahmen wenig Notiz von den beiden Mädchen.
Bell ging langsam zu Yehl und stellte sich neben sein Kopfende. Erst jetzt sah sie rote Linie, wo die Peitsche seine Wange getroffen hatte. "Hallo Yehl", sagte sie unschlüssig und schaute Hilfe suchend zu Akia. Sie hatte ihn zumindest wach und ansprechbar erwartet.

Akia zuckte die Schultern. "Du kannst es ihnen kaum vorwerfen die meisten hatten in ihrem Leben noch keinerlei Kontakt mit jeglicher Form von Schmutz oder Arbeiten die mit Dreck zu tun haben... vermutlich würde es uns genauso gehen wenn wir mit einem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen wären.

Sie kamen am Krankensaal an wo Akia den Lehrer freundlich grüßte. Yehl schien es gar nicht gut zu gehen er war ein trauriger Anblick. Akia wirkte ähnlich unbeholfen wie Bell. "Hallo Yehl... wir wollten mal nach dir sehen...und ähm... naja wir kommen bald wieder wenn du wach bist..." meinte sie schüchtern, allerdings machte sie sich Sorgen ob das je wieder der Fall sein würde.
"Lass uns besser morgen Abend wiederkommen.. wir könnrn im moment gar nichts für ihn tun" meinte sie ein wenig traurig. Der Anblick war alles andere als schön.

"Ich habe noch nie einen goldenen Löffel gesehen..." Bell kannte zwar das Sprichwort, aber die Vorstellung schien ihr schon irgendwie seltsam. "Akia, du hast viel zu viel Verständnis für andere."

Sie blickte hinunter zu dem bleichen Yehl. Tja, was konnten sie hier gerade schon groß tun? Schulterzuckend zerzauste sie seine Haare. "Bis später, Yehl. Mach keine Dummheiten, so lange wir weg sind, ja?", versuchte sie aufmunternd zu sagen.
Mehr fiel ihr auch nicht ein.
Einen Auftrag der Wache anzunehmen wurde jetzt wohl um so dringender, sonst würde sie bis zum Ende des Schuljahres nie genug Geld für das nächste haben. Pech für Yehl, aber er hatte sich das auch irgendwie selbst eingebrockt, auch wenn sie die Strafe über alle Maßen hart fand. "Wahrscheinlich hast du Recht", murmelte sie zu Akia und folgte ihr zum Unterricht. Insgeheim war sie recht froh, dass Yehl mit einem Tuch bedeckt gewesen war.

Meister Loren erwartete sie bereits und wiederholte einen Teil des Stoffes vom Vortag und fuhr dann mit neuem fort. Am Ende vor dem Mittag schrieb er einen Test, weil er wissen wollte, wie gut seine Schüler ihm hatten folgen können. Am Nachmittag gab es dann wieder Unterricht in Verwandlung. Wie beim letzten Mal bekamen sie einen Stein, den sie verändern sollten, zunächst einmal nicht zielgerichtet. Kintan produzierte eine wabbelige Masse, Karen und Laren machten aus ihren beiden Steinen einen einzigen, größeren. Bell hatte wie schon beim letzten Mal keine Ahnung und schaffte es, ihren dunklen Stein weiß zu verfärben. Konnten die Lehrer ihnen nicht vorher sagen, wie es ging statt sie immer herumexperimentieren zu lassen?
Raziel wurde für das kleine schwarze Kaninchen gelobt, das er aus seinem Stein gemacht hatte. Als Bell sagte, dass der Witz langsam alt wurde, verwandelte er ihn grinsend in einen Käfer.
Lenny hingegen hatte aus seinem Stein eine kleine Sanduhr gemacht.

Akia fand Lorens Unterricht heute nur halb so schwer wie an Vortag und war sich sicher in dem Test nicht allzuschlecht abgeschnitten zu haben.

Am Nachmittag hatten sie Verwandlung. Akia dachte an das was sie in dem Buch gelesen hatte und überlegte ob es übertragbar war. Sie nahm sich die Zeit den Stein zu spüren und den Fluss von Magie der ihn durchdrang. Als eine der letzten in der Klasse verwandelte sie ihren Stein. Sie überlegte sich eine Form die sie gut kannte und zwang den Magiefluss in die gewünschte Form. Der Stein sah nun aus wie eine der fauchenden Pflanzen aus dem Garten. Akia blickte stolz auf ihre Pflanzenminiatur auch wenn sie nur winzig war.

Akias Mitschüler blickten voll Bewunderung auf Akias kleine Pflanze und sie bekam ein Lob von der Lehrerin. Die guten Leistungen von Lenny und Raziel schien sie wie viele Lehrer als selbstverständlich hinzunehmen und schenkte ihnen wenig Beachtung. Danach bekamen sie in Kürze noch einmal die Grundregeln für Verwandlungen von toten Gegenständen erklärt : Masse ließ sich nicht aus dem Nichts erschaffen. Etwas durch Verwandlung wachsen zu lassen war also kaum möglich. Etwas zu verkleinern schon, wo aber die überflüssige Masse blieb war nicht geklärt. Außerdem neigten verwandelte Gegenstände gelegentlich dazu, ihr ursprüngliche Form wieder anzunehmen.

Nach dem Abendessen sagte Bell zu Akia: "Komm, lass uns mal bei Meisterin Mira nach Aufträgen fragen gehen."

Ohne das Yehl es bewusst gesteuert hätte, zog er die Winde der Magie an sich.
Es wurde sehr kalt um ihn herum, fast so als würde jegliche Wärme aus dem Raum gesogen. Wie Tentakel schlängelten sich die Ausläufer seiner Magie in Richtung der Schüler, die ihn bewachten. Lebensenergie, darauf waren sie aus. Ganz sacht, fast lockend sogen sie an seinen Hütern. Kraftpunkte sammelten sich in seinem Herzen und seinem Kopf. Plötzlich beschleunigte sein Herz sich und seine Atmung setzte wieder kräftig ein. Wie ein Ertrinkender der endlich den rettenden Strand erreicht hatte, hustete er und riss die Augen weit auf. Langsam erwachte sein Verstand und erst da merkte er, dass er Magie wirkte. Schnell beendete er den Zauber. Die Schüler hatten keinen Schaden genommen und die winzige Menge Leben die Yehl aus ihnen gezogen hatte, würden ihnen nicht einmal auffallen. Schon morgen hätten sie sich zu hundert Prozent erholt.
Schmerz durchflutete Yehls Körper, aber diesmal konnte er es aushalten. „Autsch.“ sagte er. Seine Stimme war heiser und rau.