Die Magierakademie von Merina (Bitte nicht mehr eintreten)

"Warum? Wir haben doch nichts verbotenes getan", erwiderte Bell. "Vielleicht nicht unbedingt erwünscht, aber sicher nicht verboten. Also, sind wir auf dem richtigen Flur? Welche Tür ist es?"

"Hmmm" machte Akia unbehaglich und konzentrierte sich "da drüben" sie gingen noch ein Stück den Gang entlang und um eine Ecke und schließlich blieb Akia vor einer Tür stehen. "Ich glaube hier.... aber was wolln wir machen? Einfach klopfen und dann alles erklären?" Sie wirkte nicht begeistert von der Idee.

"Erst jagst du mich durchs halbe Schulhaus und jetzt willst du kneifen?", fragte Bell belustigt. "Nix da. Wir klopfen... und dann fällt uns schon was ein." Sie grinste und klopfte einfach an die Tür.
"Moment", klang eine männliche Stimme von drinnen. Bell erkannte sie und hatte sofort eine Idee. Und Akia würde sie dafür hassen. Es dauerte einen kurzen Moment und dann stand Meister Loren in der Tür. Er rückte seine kleine Brille zurecht und sah beide verwundert an. "Was kann ich für euch tun?", fragte er die beiden Mädchen.
Bell schaute nachdenklich zu ihm. "Also... Akia und ich sind den Stoff aus dem Unterricht noch einmal durchgegangen und... naja, wir haben da noch ein paar Schwierigkeiten. Könnt Ihr uns vielleicht ein paar Übungsaufgaben geben oder ein Buch empfehlen, mit dem wir nacharbeiten können?"
Meister Loren nickte zerstreut. Über seine Schulter hinweg konnten Akia und Bell in sein Zimmer sehen. Oder zumindest einen Teil davon. Akia sah die vertraute Tasche auf dem Boden stehen und an der Wand dahinter war eine Tafel, die die gesamte Wand ausfüllte. Und sie war vollgeschrieben mit mathematischen Gleichungen. Während Meister Loren in den Taschen seiner Robe suchte, studierte Bell neugierig die Tafel und kam bis zur dritten Zeile, ehe sie nichts mehr verstand.
"Hier, bitte sehr." Meister Loren hatte ein kleines dünnes Buch gefunden. Er reichte es Akia. Auf dem abgenutzten Einband stand "Algebra für Anfänger".
"Ihr könnt die gelösten Aufgaben zu mir zur Kontrolle bringen", sagte er freundlich.

Bell und Akia verabschiedeten sich und Akias gesicht hätte unglücklicher nicht sein können. "Tolle IDee" maulte sie und fuchtelte mit dem Buch vor Bells Nase herum "Ich hab ja noch nicht genug zu lernen" Sie seufzte und steckte es weg. "Und das nur wegen einer blöden tasche... wieso stand die überhaupt ganz alleine in dem gang rum? kann er nicht auf sein Zeug aufpassen?" schimpfte sie und gab schliesslich resigniert nach. "Lass uns in die Bibliothek gehen und wenigstens unseren Auftrag vorbereiten" murmelte sie und öffnete eine Tür. Kurze Zeit später standen sie in der Bibliothek.

Bell stand noch etwas verdattert vor der Tür und glaubte, ein leises Kichern von drinnen zu hören.
"Irgendwie... hat der uns gerade ganz schön angeschmiert", gab sie zu. "Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er dann wirklich Ergebnisse sehen will."
Sie ließ den Kopf hängen und trottete hinter Akia in die Bibliothek.
"Gib mir das Buch, ich bring das wieder in Ordnung", sagte Bell zu Akia. "Er muss gewusst haben, dass wir kommen. Vielleicht hat er uns auf dem Flur gehört. Gemeinheit, uns so hinters Licht zu führen."
Kurz nachdem die Mädchen die Bibliothek betreten hatten, merkte Akia, dass ihre Markierung auf der Tasche gelöst worden war.
"Also... ich würde vorschlagen, dass du dich mit Lenny um unseren Auftrag kümmerst... und ich mache eben die Mathematikaufgaben." Sie blieb vor einem Regal stehen und blickte auf die Einbände. "Dann kannst du ihm auch gleich sagen, dass du in ihn verknallt bist", meinte sie beiläufig, in Gedanken schon wieder bei dem, was sie bei Meister Loren an der Wand gesehen hatte.

"Er hat es gewusst Bell..... er hat es die ganze Zeit gewusst..... er hat nur drauf gewartet wer den zauber gesponnen hat und jetzt wo er es weis wird er glauben wir hätten ihm hinterher spionieren wollen.... er wird uns jetzt in jeder stunde aufrufen..." sagte Akia niedergeschlagen. Auf Bells nächste Aussage wurde Akia rot und schaute Bell mit einer Mischung aus Schreck und empörung an "Das... das ist gar nicht wahr... " stritt sie ab und verschränkte die Arme "ausserdem..." sie blickte sich um und brach ab, Lenny war gerade durch die Tür gekommen und Akia wollte nicht das er etwas hörte "Sag sowas nicht" forderte sie Bell mit flehendem Blick auf. Es lag ein Hauch wut darin aber eher die Panik vor dem ertappt werden.
Schliesslich erzählte sie Lenny was ihnen eben mit Loren passiert war und dieser lachte herzlich darüber, eine Träne lief ihm übers Gesicht während er sich den Bauch hielt. Akia verschränkte die Arme, musste aber irgendwann mit lachen. Schliesslich teilten sie sich auf, damit Bell die Aufgaben rechnete und Akia und Lenny sich um den Zauber kümmerten. Sie suchten an verschiedenen Stellen die Regale ab um etwas geeignetes zu finden. Es musste einfach sein, wenig kraft kosten und unauffällig sein. Das war gar nicht so einfach.

"Ich weiß nicht... ich glaube eher, dass er sich da einen kleinen Spaß erlaubt hat. Er wirkt auf mich nicht wie jemand, der nachtragend ist", sagte Bell und blätterte bereits in dem Aufgabenbuch. Dann schaute sie Akia abschätzend an und hob eine Augenbraue. "Ist es wohl..."
Armes Mädchen. So schlimm hatte es sie also erwischt... Na, da brauchte sie sich ja um Milan nicht mehr viele Gedanken machen. Der konnte einpacken. Bevor sie noch etwas sagen konnte, stand Lenny bereits neben den Regalen und während Akia noch erzählte, war sie bereits in die Aufgaben vertieft. Es war simpel, aber wie bekam sie das in Akias Kopf, indem scheinbar nur Lenny spukte?
Als Akia Bücher suchte, hatte Bell bereits mehrere Seiten vollgeschrieben. Überhaupt schien das Aufschreiben der Aufgaben und Löungen das zu sein, was ihre Geschwindigkeit begrenzte, nicht etwa das Nachdenken darüber.
Lenny sah sich das zwei Minuten an, hob die Augenbrauen und verschwand dann ebenfalls zwischen den Buchreihen.
Akia fand sich zwischen Büchern über Verwandlung wieder. War sie irgendwo falsch abgebogen?
Lenny brachte unterdessen ein Buch mit, das Beschrieb, wie man einen Zauber zur Objektsicherung für eine gewisse Zeit in einem Gegenstand verankerte.
"Magische Fallen wäre wohl die richtigere Bezeichnung", brummte Bell beiläufig und schrieb noch eine Reihe Zahlen.
"Äh, Bell... bist du sicher, dass Loren wirklich das ganze Buch meinte?", fragte Lenny unsicher und blickte auf den Stapel mit Zahlen vollgeschriebener Seiten.
"Für seinen kleinen Streich soll er wenigstens auch ein bisschen Arbeit haben, findest du nicht?"

"das nennst du einen kleinen spass?"
Akia seufzte und machte sich dann mit Lenny an die Arbeit. Als Bell und sie von Lenny unterbrochen wurden blieb ihr nur zu hoffen das Bell ihre Vermutung nicht Lenny kund tat. Es war viel mehr eie faszination die von ihm ausging die sie sich nicht erklären konnte, dabei war die Sache schon ganz anders seit sie sein Gesicht gesehen hatte als Lenny Dea begegnet war.

während sie grübelte fand sich Akia zwischen Büchern über Verwandlung wieder wie war sie hierher gekommen? Sie seufzte kurz und sah sich dann weiter um. Vielleicht gab es ja hier trotzdem etwas hilfreiches? Wieso machte LEnny ihr so viele Gedanken? Sie wusste längst das er sein Herz anderswo verloren hatte und eigentlich hatte sie auch längst gemerkt das ihr das gar nichts ausmachte, im Gegenteil sie konnte ihn gut verstehen, Dea war klug und hübsch und sehr lieb... aber wieso hatte sie mit Raziel gestritten? Und wieso zum Henker noch eins machte sie sich darüber Gedanken? es ging sie doch überhaupt nichts an. Akia hielt ein Buch in der Hand und ging langsam durch die Gänge, eigentlich sollte sie lieber woanders suchen aber sie wollte nicht so aussehen als hätte die sie die ganze Zeit mit etwas anderem verbracht. Sie versuchte die Reihe wieder zu finden in der sie nach den Alarm Zaubern gesucht hatten.

"Aus Lehrersicht ist es das wohl, aber den werd' ich ihm gleich ein bisschen verderben", sagte Bell schulterzuckend und machte sich an die Areit.
Zwischendurch blickte sie immer mal zu Akia, wenn sie glaubte, dass diese es nicht bemerkte. Wahrscheinlich wartete sie nur darauf, dass sie Lenny brühwarm erzählte, wer furchtbar in ihn verknallt war. Jedenfalls sah sie so aus, als würde sie sich darum Sorgen machen. Aber das sollte Akia mal schön selbst erledigen. Oder ihn eben weiter anhimmeln.

Es war nicht so verwunderlich, dass Akia zwischen den Büchern zur Verwandlung gelandet war. Es gab eine Ordnung in dieser Bibliothek. Irgendwie. Nur verstand sie keiner so recht und manchmal schien es auch, als tauchten Regale auf, die gestern dort noch nicht gestanden hatten. Die Verwandlungen handelten von allem möglichen. Gegenstände verwandeln. Sich selbst verwandeln. Andere verwandeln. Tiere verwandeln. Zumindest war das so der erste Überblick, den sie erhalten konnte.
Den anderen Gang mit Alarmzaubern wiederzufinden war einfach, auch wenn Akia beim besten Willen nicht sagen konnte, wo und warum sie falsch abgebogen war.

Auch Lenny merkte, dass irgendetwas Akia beschäftigte, schob es aber auf die zusätzlichen Matheaufgaben. "Ihr kriegt das schon hin", sagte er beruhigend zu ihr, als sie zurück kam. "In dem Tempo, das Bell da vorrechnet, seid ihr bald das ganze Buch durch. Bell, erinnere mich gelegentlich daran, dich niemals zu verärgern", sagte er scherzhaft. Bell unterdessen hatte einen Schreibkrampf und rieb sich die Finger, ehe sie weiter schrieb. Loren sollte sehen, dass sie nicht geschummelt und keine Magie benutzt hatte. Der schwierige Teil kam ja erst noch. Akia würde das zumindest lernen und verstehen müssen.
"Also, was haben wir bisher für Möglichkeiten erarbeitet? Einen Markierungs- und Verfolgungszauber mit vielleicht Alarmfunktion, einen magischen Schild als Schutz vor Eindringlingen durch die Tür und wir können und sollten selbst Wache stehen", fasste Bell zusammen. "Was brauchen wir noch? Einen richtigen Alarm und sonst noch?"

Akia schenkte Lenny nur ein zermürbtes Lächeln "Das es für Bell kein Problem ist steht ausser Frage, wenn ich in Zukunft vorrechnen muss wird das ganze anders aussehen" sie schob das Buch in einen Stapel mit anderen Büchern und legte diese auf einen Tisch. Sie war gelöster als gestern auch wenn sie sich wegen Bells äusserung sorgte fühlte sie sich weniger unwohl in Lennys nähe, irgendwie wollte sie einfach das es ihm gut ging. Sie ertappte sich dabei wie sie wieder abwesend war und schlug dann eines der oberen Bücher auf. "Ich glaube mit einem richtigen Alarm als Zusatz sind wir dann sehr gut ausgestattet. Das mit der Makierung klappt ja schon ausgezeichnet."

"Kann ja nicht jeder alles können", murmelte Bell während sie Akias Bücherstapel von der Seite inspizierte und die Einbände las. Warum hatte Akia ein Buch über Verwandlungen dazwischen?
"Und wir können sicherlich jeden Eindringling oder Dieb magisch dingfest machen", fügte Bell noch hinzu. "Ohne uns einem Risiko auszusetzen", ergänzte Lenny.
"Alarmzauber also. Das ist doch schaffbar, bis wir anfangen müssen", resumierte Bell. "Und Akia hat ja auch schon so etwas ähnliches versucht." Sie blickte auf ihre Matheaufgaben und auf das Buch, das Akia las. Die Zahlen waren irgendwie verlockender und sie schrieb ein paar Zeilen. Allmählich ging es mit ihrer Hand wieder.
"Viel Spaß", sagte sie und lächelte Lenny und Akia an. "Ihr könnt es mir dann sicher beibringen." Er seufzte und blätterte in seinem Buch. Im Grunde hatte auch er eine Idee, wie es funktionieren müsste, aber es war immer gut, offen für neues zu sein. Außerdem war er sich nicht sicher, ob er es den Mädchen ohne die Unterstützung eines Buches erklären könnte.

Auch für Akia klangen die Alarmzauber reichlich kompliziert. Auch die simpelsten davon waren an eine Bedingung geknüpft, die vorher festgelegt werden sollte. Und wurde diese Bedingung geändert, ging der Alarm los, zum Beispiel, wenn ein Gegenstand verrückt wurde, also den Ort wechselte. Brauchte man mehrere Bedingungen, wurde es schwieriger. Man könnte ein Schloss mit einem solchen Zauber versehen. Öffnete man aber eine Kiste mit einem solchen Schloss und ließ das Schloss intakt, so wirkte der Zauber weiterhin, als wäre nichts passiert. Also musste man die geschlossene Kiste als zusätzliche Bedingung, die eingehalten werden musste, mit einbauen. Das Anlegen eines solchen Zaubers erforderte also genaues Nachdenken.
Und dann kam natürlich noch die Art des Alarmzeichens hinzu. Ein Leuchten? Ein Ton? Ein plötzliches Gefühl von Übelkeit beim Zauberer?

Akia las nun genauer nachdem sie einen Alarmzauber gefunden hatte. Das würde schwierig werden. Sie konnten unmöglich die Zauber für alle Gegenstände formen. "Hmm" machte sie nachdenklich. "Das wird ein bisschen schwieriger..." sie schaute mit einem Seitenblick auf Lenny. "Hast du was geeignetes gefunden?" fragte sie vorsichtig. Dann kam ihr noch eine Idee. "Die Alarmzauber scheinen ziemlich Komplex zu sein, wie wäre es wenn wir zum Beispiel alle Gegenstände miteinander verbinden, mit einem Faden oder soetwas... und den Alarmzauber daran binden würden? so hätten wir den Schildzauber an der Tür, die Makierung auf jedem Gegenstand und einen Alarm wenn sie bewegt oder fortgenommen werden... und obendrauf unsere eigenen Augen..." schlug sie nachdenklich vor.

"Ja, so einiges", sagte Lenny, "aber ich weiß nicht, ob wir es sinnvoll für uns nutzen können. Die meisten Sachen sind Abwandlungen der Alarmzauber oder Ideen, wie man ihn einsetzen kann... Ich würde sagen, der Schreiber war reichlich paranoid. Oder warum sollte man ein magisches Äquivalent für Krähenfüße entwickeln?"
Bell war insgeheim beeindruckt, dass jemand, der so wie Lenny aufgewachsen war, überhaupt wusste, was Krähenfüße sind. "Weil man die magischen Krähenfüße vielleicht nicht sieht? Und sie auch nicht wieder aufsammeln muss, wenn man sie nicht mehr braucht?" Ihr fielen sofort dutzende Ideen für diesen Zauber ein und sie zog in Erwägung, sie zu lernen. Vielleicht eine magische Mausefalle, die den Finger eines unvorsichtigen Herumschnüfflers zwischen ihren Sachen erfasste und sie gleich noch darüber benachrichtigte? Sie konnte sich gut vorstellen, in ein paar Jahren vielleicht selbst so ein Buch zu verfassen und wenn Milan diese magischen Möglichkeiten auch nur erahnen würde, hätte sie keine ruhige Minute mehr.
"Du und deine Fäden... Aber die Idee gefällt mir", sagte sie ruhig zu Akia. "Dann reicht ein Zauber für alle Gegenstände. Und für die Zeit der Versteigerung schaffen wir dann vielleicht auch mehrere, wenn wir alle gleichzeitig daran arbeiten. Wir sind ja nur für die Auktionsstücke angemietet worden, die restliche Sicherheit geht uns ja nichts an und Haren freut sich sicher, wenn wir uns da raus halten."
Bell blätterte eine Seite in dem Mathematikbuch um und schrieb weiter.
Auch Lenny nickte. "Hatte Indra in ihrer Heilkunststunde nicht sehr dünnen, sehr festen Faden? Der kann dann auch nicht versehentlich reißen."

"Ja ich und mein Faden, es ist eben eine einfache möglichkeit mit nur einem Zauber alle Gegenstände zu sichern solange sie in dem Raum sind und der Aufwand ist relativ gering" meinte Akia und fand das Bell wenn sie schon maulte ruhig eine bessere Idee haben könnte.
Akia schaute Lenny mit einem freundlichen Lächeln an, "Super Idee, Indras Fäden zum vernähen... da hätte ich auch drauf kommen können" lachte sie. Es war seltsam ausgelassen dafür das LEnny direkt neben ihr stand. Sie war gelöst weil sie in diesem Moment gar nicht so sehr über ihn nachdachte, sondern bei der Aufgabe bleiben konnte. Sie sah wie Bell eine weitere Seite voll schrieb und verzog das Gesicht.

"Na dann haben wir ja alles und es bleibt uns heute und morgen nur das Üben", sagte Lenny. "Ihr habt ja kein Zeitlimit von Loren bekommen, nicht wahr? Ihr könnt also diesen Stapel ruhigen Gewissens auch später abgeben."
"Könnten wir, aber dann ist der Effekt weg", meinte Bell. "Wir können in Ruhe lernen, wie man den Kram vorrechnet. Aber das Papier muss am besten morgen zu ihm. Akia hat ja ohnehin keinen Unterricht bei ihm während unseres Auftrages. Geschickt eingefädelt."
Sie zwinkerte Akia zu.
Lenny klaute Bell ein leeres Blatt und zerriss es in zwei Hälften. Eine davon gab er Akia. "Jeder versucht mal einen Alarmzauber, der losgeht, wenn man das Blatt weiter zerreißt. Wollen wir doch mal sehen... hm..." Er blickte lange darauf., dann reichte er seine Hälfte Akia und wartete darauf, dass auch sie sich an einem Zauber versuchte.

Akia nahm das Blatt entgegen und überlegte lange. Sie musste sehr genau wissen was der Zauber tun sollte, sonst war es unmöglich. Sie versuchte zuerst die Struktur des Papiers zu erfühlen. Jede unebenheit und jede unebene Faser. Sie musste den Zauber dazwischen bringen. Akia versuchte sich den Zauber wie gewebten Stoff vorzustellen. Eine Struktur die durch das Papier ging und doch gleichmässig war. Sie wollte ein lautes Geräusch, ein Rauschen wenn die Struktur des Zaubers sich veränderte, eben zum beispiel indem man das Papier zerriss. Es dauerte lange und Akia blieb hoch konzentriert. Nichteinmal Lenny konnte sie ablenken. Als sie glaubte fertig zu sein seufzte sie schwer. Sie schaute auf und reichte Lenny zögerlich das Blatt.

Jetzt hatten beide das jeweils andere Blatt in der Hand. "Gut. Auf drei zerreißen wir sie gleichzeitig. Eins, zwei... drei."
Aus Akias Blatt sprühten Funken, sie stiegen auf und tauchten die Bibliothek in ein silberhelles Licht. Bell kniff die Augen zusammen und hielt sich den Arm vors Gesicht, weil sie es zu hell fand. Lenny löschte das Licht mit einer Geste.

Er zerriss Akias Blatt nicht einfach, er zerschnipselte es regelrecht. Und das löste Akias Zauber gleich mehrfach aus und das ganze wurde plötzlich ziemlich laut.
Bell und Lenny hielten sich die Ohren zu. "Du musst ihn auch irgendwann beenden!", rief er ihr zu. "Wir waren wohl ein bisschen übereifrig." Ein spürbarer Luftzug fegte durch die Gänge und Bell beeilte sich, eine Hand auf ihre lose Sammlung geschriebener Blätter zu klatschen, damit sie nicht davon flogen. Sie schaute sich nach dem Bibliothekar um. Hatten sie ihn verärgert oder wollte er nur nachsehen gehen, was sie so trieben?

Lennys Zauber beeindruckte Akia und sie lächelte erstaunt "Wow... tolle IDee" gestand sie ein klein wenig neidisch. Als Lenny nun ihr Papier zerriss erscholl Ohrenbetäubender Lärm, mit jedem Stückchen das er abgerissen hatte mehr und sie mussten sich die Ohren zuhalten und hatten immernoch Schmerzen in den Ohren... das war wohl zu viel. Auch Akia spürte die Anwesenheit des Bibliothekars und versuchte nun ihren Zauber aufzulösen was gar nicht so leicht war, schliesslich schaffte sie es und entschuldigte sich kleinlaut. "Nunja..." meinte sie entschuldigend und etwas verlegen "Immerhin besteht nicht die Chance das das jemand überhört" meinte sie und zuckte mit den Schultern.

"Ich weiß auch nicht, warum Alarm immer etwas mit Lärm zu tun haben sollte", sagte Lenny grinsend. "Muss am Wort liegen. Aber auf jeden Fall funktioniert es. Ich gestehe ein, dass die Idee aus dem Buch hier und eigentlich dazu da ist, einen Einbrecher zu blenden", gestand er bescheiden.
"Akia... vielleicht sollten wir auf deine Idee von gestern mit dem stillen Alarm zurückkommen", sagte Bell vorsichtig.
Der Bibliothekar verzog (haha) sich wieder, nachdem er gesehen hatte, dass seinen Büchern keine Gefahr drohte. Er war auch gar nicht wirklich sichtbar geworden, sondern hatte wie üblich die Schüler nur an seine Anwesenheit erinnert.
"Mir klingelts immer noch in den Ohren. Meint ihr, das geht vorbei? Oder sollten wir lieber zu Indra gehen?", fragte Bell nach ein paar Minuten. Sie war sich fast sicher, noch nie etwas so lautes gehört zu haben. Naja... einmal vielleicht. Als Akia den Krankenflügel in die Luft gejagt hatte.

"Ich glaube Indra jetzt zu stören wäre keine so gute Idee Indra hat um diese Zeit sicher anderes zu tun..." akia rieb sich ebenfalls nocheinmal übers Ohr. "Ausserdem glaube ich das es wieder weggehen wird.." murmelte sie. "Ja vielleicht habe ich ein kleines bisschen übertrieben" meinte sie und zuckte mit den Schultern. "Das wichtigste bei dem Alarmzauber ist also das wir sehr genau definieren wo und wie der Zauber einsetzen soll, es muss ganz klar definiert sein damibt. " ebtt es keine versehentlichen auslöser gibt"

"Naja... was ist schlimmer? Ein Fehlalarm oder ein Alarm, der nicht ausgelöst wird?", fragte Bell fast sofort. Sie würde jederzeit den Fehlalarm wählen. Das war in ihren Augen das kleinere Übel. Lieber einmal zu viel nachsehen, als dann ein verschwundenes Stück Ware zu haben. "Wahrscheinlich hast du Recht. Sicher können wir sie morgen noch fragen, falls wir dann immer noch nicht besser hören."
Bell gähnte und blätterte wieder eine Seite um, schrieb aber noch immer im Akkord.
"Ich bin froh, dass es gleich funktioniert hat", sagte Lenny. "Wir sind auf dem richtigen Weg und wir haben jetzt alles, was wir für den Auftrag brauchen." Er schien froh zu sein, dass die Mädchen ihn eingeladen hatten. "Und ich sorge dafür, dass Raziel das auch alles kann und mitmacht", sagte er.
Akia und Lenny übten noch eine Weile während Bell rechnete und Akia beobachtete. Manchmal vergaß sie, das die beiden anderen noch da waren. Bis es ihr wieder auffiel. Und Akia schien irgendwie... ruhiger. Sie hatte aufgehört zu stammeln, wenn Lenny in der Nähe war und das war gut. Sicher hatte er es bestimmt schon längst gemerkt und ganz galant überspielt, damit sie sich nicht schlecht fühlte. So wie er ihr, Bell, nicht sagte, dass er nichts für sie empfand, damit sie sich nicht schlecht fühlte. Wie lange würde er das aushalten? Die anderen Mächen in der Klasse waren auch hinter ihm her.
Vielleicht darum die Nähe zu Raziel? Der mochte einfach niemanden und das war vielleicht mal eine angenehme Abwechslung?
Sie versuchte noch immer zu verstehen, was die beiden Jungen miteinander verband, aber sie kam nicht dahinter. Nur Vermutungen ohne Bestand.

Schließlich sagte Bell den beiden, dass sie schlafen gehen sollten. Sie würde hier noch ein bisschen rechnen, damit sie Loren morgen früh die fertigen Seiten vor den Latz knallen konnte. Gut, dass sie morgen keinen Unterricht bei ihm hatten, so fiel es nicht auf, dass Akia das noch nicht vorrechnen konnte. "Ich glaube nicht, dass es schon einen Zauber zum Kontrollieren von Hausarbeiten gibt", sagte Bell grinsend, "aber Loren wird ihn wohl erfinden müssen."

"Wie machst du das so schnell?" wunderte sich Akia nochimmer, aber Bell schrieb einfach nur vor sich hin, als hätte sie die Antworten auswendig gelernt und im Kopf.

"Danke Lenny" sagte Akia aufrichtig. Raziel hatte ihr bisher die meisten Sorgen bereitet. Auf der einen seite wollte er unbedingt an ihrem Auftrag teilnehmen, aber er verweigerte jede noch so kurze èbung mit ihnen gemeinsam. Wieso konnte Lenny es nur so gut mit ihm aushalten?

"Wir sollten für heute schluss machen" meinte Akia und gähnte. Sie streckte sich gege ndie Müdigkeit. Ihre Ohren hatten endlich aufgehört zu klingeln, sie musste beim nächsten mal auf jedenfall etwas vorsichtiger mit ihrem Zauber sein. Dem Bibliothekar hatte das sicher auch gar nciht gefallen.

"Naja... Am Anfang eines Kapitels wird etwas erklärt... und danach ist es immer wieder das gleiche, nur mit anderen Zahlen. Es ist einfach... logisch. Als würde ich..." Bell dachte nach. "Als würde ich etwas nähen, immer den gleichen Stich, nur jedesmal mit andersfarbigem Garn... oder so..." Lenny schaute komisch drein und sie hörte auf zu reden, weil ihr der Vergleich dumm vorkam.

"Und deine wilde Freude beim Rechnen hat nichts damit zu tun, dass du dich an Meister Loren rächen willst?", fragte Lenny milde lächelnd. Musste er ihnen vorhalten, dass sie dem Lehrer so auf den Leim gegangen waren? Bell zog eine Schnute. "Gute Nacht", sagte sie indigniert zu ihm und wandte sich wieder dem Blatt zu.
Er schaute amüsiert zu Akia und zwinkerte ihr zu, dann machte er sich auf, um ihrem Vorschlag Folge zu leisten. "Gute Nacht", sagte er zu Akia.

"Du bist sowas von in ihn verknallt", murmelte Bell, als er weg und sie mit Akia allein war. "Wenigstens hast du aufgehört zu stammeln." Vielleicht sollte sie nicht so hart mit Akia ins Gericht gehen? Sie stellte sich ja kaum besser an, wenn ein bestimmter Herr den Raum betrat... Aber mit diesem hatte sie auch keine Aufträge zu erfüllen.

Akia sah ihm nach und winkte nur kurz. Dann drehte sie sich zu bell um als diese sie ansprach "Das... ach.." fauchte sie "Du hast doch keine Ahnung" Dann machte sie sich davon. Wieso konnte Bell grundsätzlich nicht aufhören sie aufzuziehen? Als ob sie selbst so perfekt wäre ... Akia bekam schlechte Laune wenn sie darüber nachdachte. Sie zog sich schliesslich um und machte sich Bettfertig. Dann lag sie auf dem Bett und las in ihren Aufzeichnungen und einem Buch über Arins Unterricht. Wenn sie das Stipendium behalten wollte musste sie bestnoten bekommen und das ging nur mit fleiss... aber auf Lorens Unterricht hätte sie sich jetzt eh nicht konzentrieren können... ihre Gedanken schweiften auch so immer zu Bell ab..... wieso wollte sie ihr nochmal helfen? Akia seufzte und knallte irgendwann das Buch zu. Sie hatte den selben Abschnitt 5 mal gelesen ohne wirklich auf das gelesene zu achten weil ihr ständig Bell im Kopf war. Sie löschte das Licht und schloss die Augen. Wenn sie nur ein einziges mal Bell erwischte... Vielleicht hab es ja auch jemanden der Bells Herz höher schlagen lies, vorrausgesetzt das bell ein Herz hatte.... dann würde Akia das schon noch herausfinden... und dann konnte Bell von ihrer eigenen Medizin kosten so viel sie wollte... das nahm sich Akia vor, trotzdem wusste sie, das sie vermutlich nicht so gemein würde sein können.

"Kein Grund, sich für irgendetwas zu schämen", erwiderte Bell, doch Akia war schon weg. Sicher hatte sie das in den falschen Hals bekommen. Bell hingegen war froh, den Mann, für den sie diese nutzlosen kindischen Schwärmereien hegte, schon eine Weile nicht gesehen zu haben. Das erleichterte ihr Leben ungemein.
Sie widmete sich dem nächsten Kapitel. Sie kam erst ins Bett, als Akia schon längst schlief, aber in ihren Händen hielt sie triumphierend einen Stapel vollgeschriebener Seiten, die sie noch vor dem Frühstück mit süffisantem Grinsen an Loren übergeben wollte. Für Akia würde sie in den nächsten Tagen eine Anleitung schreiben, aber einfacher erklärt als in diesem lästigen Buch. Vielleicht würde ihr das ein bisschen helfen.

Am Morgen schob sie sich müde aus dem Bett. Sie sollten sich einen Zauber zulegen, der sie weckte... Leicht lächelnd zeigte sie Akia den Stapel mit den gerechneten Aufgaben. "Guten Morgen."
Sie verzichtete darauf, den gestrigen Abend noch einmal anzusprechen, auch wenn sie gerne gewusst hätte, warum Akia das so aus der Haut fahren ließ.
Bell zog sich um, das Haare kämmen war wie immer ein hoffnungsloses Unterfangen. Sie schaute in den Spiegel. Bald würde sie wieder nachfärben müssen, damit die Wahrheit nicht auffiel. Gab es dafür nicht auch irgendeinen Zauber? Oder gab es die Chemikalien dafür nicht vielleicht in Indras Medizinschrank?
"Komm, zeigen wir es Loren!", schlug sie Akia begeistert vor. Sie war auf sein Gesicht gespannt.