Die Magierakademie von Merina (Bitte nicht mehr eintreten)

"Meinetwegen" murrte Akia und schob sich aus dem Bett. Sie nahm ihre Tasche und die Bücher, bändigte ihre Haare und flocht sie zusammen. Dann machten sie sich auf den Weg Loren zu suchen. Auch Akia war gesannt was er wohl sagen würde. Sie würde wohl die kommenden Nächte nichts anderes tun als für sein Fach zu lernen damit sie künftig tatsächlich konnte was sie da behaupteten.

Die Tür des Lehrers wiederzufinden erwies sich als gar nicht so leicht. Sie mussten ein paar Mal überlegen, ob sie jetzt richtig abgebogen waren. Schließlich glaubten beide mit einiger Sicherheit, die richtige gefunden zu haben und Bell klopfte mutig an.
Es war tatsächlich Meister Loren, der die Tür öffnete. Noch im Nachtgewand und mit Morgenmantel und einer Tasse Tee. Er rieb sich die Augen und blickte verschlafen auf die beiden Mädchen. Er kniff die Augen zusammen und dann fiel ihm ein, seine Brille aufzusetzen.
"Was kann ich für euch beide tun?", fragte er erstaunt.
Bell gab ihm sein Buch zurück. "Wir haben eure Aufgaben gerechnet und wollten sie Euch zur Kontrolle vorbeibringen."
"Ihr könnt es ruhig noch eine Weile behalten, ihr müsst es nicht zwischendurch wieder zu mir zurück bringen. Und die Aufgaben könnt ihr ruhig gesammelt bei mir..."
Sein Blick fiel auf den Stapel, den Bell in der Hand hielt. Sein Mund formte ein überraschtes kleines "O", dann seufzte er und schließlich rang er sich ein Lächeln für die beiden Mädchen ab, die da so erwartungsvoll vor ihm standen.
"Gut gespielt, meine Damen." Meister Loren steckte das Buch in die Taschen seines Morgenmantels und grinste. "Aber denkt nicht mal daran, in den nächsten drei Tagen davon auch nur eine Seite von mir kontrolliert zu sehen." Er nahm auch den Stapel entgegen und überflog die Seiten. "Ich bin gespannt", sagte er, "doch jetzt muss auch ich mich meinem Tagwerk widmen. Und Ihr solltet frühstücken gehen."
Bell nickte und verabschiedete sich. Als die Tür zu war grinste sie breit und hielt Akia die Hand zum Einschlagen hin. Dann öffnete sie eine Tür zum Frühstücksraum, damit Loren sie nicht mehr hören konnte, wenn sie sich wieder unterhielten.
"Ich sag dir, daran sitzt er ne Weile, er hat nämlich überhaupt keinen Bock darauf." Sie war guter Laune. "Und jedes Mal, wenn er uns im Unterricht sieht, wird er daran denken müssen, dass er sich immer noch durch diese Seiten arbeiten muss."

Beim Lehrerfrühstück ließ Loren trübsinnig den Stapel auf seinen Platz neben sein Frühstück fallen. Arin saß nicht weit und erkundigte sich nach seinem Befinden. "Wehe dem, der sich mit diesen beiden anlegt." Arin hob eine Augenbraue und blätterte ein bisschen neugierig durch die Seiten. "Was ist das?"
"Mathematikaufgaben. Gerechnet und fein säuberlich aufgeschrieben. Von Hand. Ganz simpel und ohne einen Funken Magie."
"Eine Fleißarbeit? Von Schülern?" Beide lachten über diesen alten Witz, der seit Jahren unter den Lehrern umging, aber Loren wurde schnell wieder ernst. "Eigentlich ist das ihre Rache. Ich muss das jetzt nämlich kontrollieren. Und wer auch immer von beiden hat ganz schön klein geschrieben..."
Arin runzelte die Stirn. "Von wem sind denn die Aufgaben?"...

Akia hatte das Buch mitgenommen in dem sie am Vorabend gelesen hatte, als Sie Lorens verdutztes Gesicht sah musste auch sie kichern und schlug daher mit einem leichten grinsen auf Bells hand. Als sie ihn dann im Frühstücksraum sah tat er ihr trotzdem schon irgendwie leid. Bells handschrift, wenn man es denn so nennen mochte war schin ziemlich gemein und dann alles ohne Magie... der arme würde Tagelang zu tun haben.
Sie widmete sich wieder ihrer Frucht und dem Buch über Schildzauber und wie man sie verstärken, verändern und aufbauen konnte, immerhin konnten sie das auch für ihren Auftrag gebrauchen und die Schwächend essen zu kennen war sich Sinnvoll, ausserdem musste sie unbedingt mehr Zeit mit dem lernen zubringen wenn sie gute Leistungen erbringen wollte. Sie griff nach einer neuen Frucht und musste grinsen. Die selben Früchte hatte sie vom Abendessen mit hinaus genommen als Milan ihr die Stadt gezeigt hatte. Schon ein paar Tage hatte sie ihn nichtmehr gesehen, eigentlich schade, er war nett gewesen. Aber der Ansturm mit dem die Mädchen ihn anschliessend bedrängt hatten war ihr immernoch viel zu peinlich als das sie ihn hätte wieder treffen können. Und dann waren da noch die Arbeiten im Krankenflügel. Zwar half ihr das als praktische èbung für Indras Unterricht, aber es waren zeitraubende und kraftzehrende Abende nach denen man einfach nur müde ins Bett fiel.

"Du bist ganz schön mutig", kommentierte Bell und zeigte auf das Buch. "Das ist ein Bibliotheksbuch... und du nimmst es zum essen mit..." Offenbar hatte ihr Strafdienst dort sie doch ein bisschen Respekt vor den beschriebenen Seiten gelehrt.

Sie hatte weit weniger Mitleid mit Meister Loren als Akia. Er hatte sie einfach so auflaufen lassen und sich diesen zeitraubenden Spaß gegönnt, dann durften sie das auch. Und dieser Spaß war hart erarbeitet. Und außerdem würde sie heute Abend Alarmzauber üben müssen, von denen sie keinen Schimmer hatte und sowohl Lenny als auch Akia würden sie aufgrund ihrer magischen Leistung auslachen. Sie seufzte und widmete sich ebenfalls ihrem Obst. Wie auch Akia dachte sie an Milan. Sie hatte ihn jetzt ein paar Tage nicht gesehen und das war gut. Ein bisschen fürchtete sie, dass er ihr irgendwie den Auftrag versaute. Oder noch ein Extra von ihr wollte.

Als es zum Unterricht ging, wartete Aileen in Verwandlung auf sie. Sie wollte erst einmal die letzten Übungen wiederholt sehen und beobachtete diesmal jeden einzeln und bewertete die Zauber und nicht erst das fertige Ergebnis. Bell tat sich ein bisschen schwer damit, einen Stein die Form verändern zu lassen, bis ihr einfiel, was sie damit so machen könnte. Ein Dietrich, jederzeit von der Straße aufzulesen oder dorthin wieder fallen zu lassen... Plötzlich war es ganz leicht und ihr Stein nahm die Form eines Schlüssels an. Die Lehrerin runzelte die Stirn und sagte ihr, sie solle sich auch an anderen Formen versuchen und ging weiter zu Akia. Lenny und Raziel hatte sie sich gar nicht erst angesehen.
Nachdem sie alle aus der Klasse durchgegangen war, ging die Übung nun ein bisschen anders. Meisterin Aileen teilte jedem ein Buch aus. Auf jeder Seite waren simple Formen, die sie mit dem Stein nachbilden sollten. "Ich weiß, es ist mehr eine Konzenatrationsübung als eine Prüfung eurer tatsächlichen Kraft. Aber sie verhindert auch, dass ihr euch nicht in Mustern verfangt und immer wieder das gleiche macht." Dabei warf sie einen Blick zu Bell.

Akia zuckte mit den Schultern "Ich passe schon gut darauf auf keine Sorge" erklärte Akia und nahm das Buch schliesslich vom Tisch. Sie war ohnehin fertig mit essen und wollte noch ein bisschen weiter lesen. Bevor sie den Raum verliessen linste sie nocheinmal zu Meister Loren hinüber der unglücklich dreinblickend über dem Stapel von Bells vollgekritzelten Blättern sass. "Irgendwie tut er mir leid..." meinte sie zu Bell während sie in Aileens Unterricht gingen.

Akia hatte viel mit dem Stein geübt und ihre Vorstellungskraft war auch besser geworden. Sie konnte inzwischen gut die Form erspüren und das Material und dem ganzen auch ihren Willen aufzwingen. Der Stein veränderte also artig seine Form. Einmal entglitt ihr der Zauber und wie eine pfütze floss das ganze vor Akias Füssen umher bis sie sich genug konzentrieren konnte um wieder einen festeren Zustand hinzubekommen.

"Musst du wissen. Ihr versteht euch ja scheinbar gut...", meinte Bell nur und sah auch zu Meister Loren. Sie musste immer noch ein bisschen schmunzeln, aber es war gut, wenn auch die Lehrer verstanden, dass nicht jeder Schüler sich einfach so vorführen ließ. "Mir nicht. Er hat uns reingelegt und wir ihn. Fertig", sagte sie zu Akia.

Aileen nickte Akia zu. Sie sah gar nicht böse über den schief gegangenen Zauber aus. "Auch dafür ist die Übung in dem Buch hervorragend geeignet. Ihr habt noch nicht wirklich viel Unterricht in Verwandlung gehabt. Es macht nichts, wenn ihr das noch nicht könnt."
Lenny blätterte brav das Buch durch und ließ seinen Stein jede Form einmal durchlaufen bis er begann, damit herum zu experimentieren. Raziel tat es ihm gleich und die beiden versuchten dann, aus ihren zwei Steinen einen zu machen und ihm gemeinsam eine Form zu geben. Aber es schien mehr ein Wettstreit zu sein, wer jetzt die letztendliche Gestalt bestimmen konnte und so wechselte die Form häufig ohne ein Ergebnis.
Bell sah sich das einen kurzen Moment an. "Komm, gehen wir lieber in Deckung. Das kann nicht gut ausgehen." Sie zog die Akia unter den Tisch. "Ich hab da ein ganz mieses..."
"RAZIEL, LENNY, HÖRT SOFORT AUF DAMI..."
Irgendetwas knallte, als Aileens Ruf die Jungs zur Ordnung rief und damit ablenkte. Es war auf einmal ganz still im Raum und Bell wagte nach ein paar Sekunden einen neugierigen Blick.
Meisterin Aileen zitterte vor Wut und Aufregung. Sie war noch sehr jung und noch nicht lange Lehrerin. Lenny und Raziel standen in einem Schild, von dem flüssige Steinsplitter herabtropften. Die Lehrerin ließ den Zauber los und der Stein klatschte auf den Boden.
"Raus aus meinem Unterricht... Jetzt... Nachsitzen... Sofort...", sagte Aileen zwischen zusammengepresste Zähne hindurch.
Die Jungen drehten sich wie eine Person zur Tür und gingen. Bell und Akia konnten die Gesichter der beiden sehen, Aileen zum Glück nicht. Sie waren damit beschäftigt, sich angestrengt ein Lachen zu verkneifen.
Bell fasste sich an die Stirn. "Und diese Kinder haben wir mitgenommen?", sagte sie leise zu Akia.
Ihre Lehrerin atmete ein paar mal tief durch, sah sich um und stellte fest, dass niemand verletzt zu sein schien. Sie drehte sich zu Karen um. "So, lass mal sehen", sagte sie streng zu dem Mädchen.

Akia war nur wenig entsetzt, das hatte ja wiedereinmal so kommen müssen, diese beiden.... sie zuckte nur die Schultern als sie aus der Deckung kam. Und dann fanden sie sich noch lustig, nunja das die beiden in einem anderen Leben aufgewachsen waren und kaum Respektspersonen kannten war ja nun nicht ganz neu.

Akia wandte sich wieder dem Buch zu und Blätterte die seiten durch während der Stein artig die Form wechselte. Es war gar nicht so einfach aber wenn man wusste wie dann ging es ganz gut. Sie hatte die gleiche übung gemacht als sie auf Milan gewartet hatte. Sie lächelte und dann lies sie den Stein noch ein wenig hin und her die Form wechseln. Wenn sie das weiter übte konnte sie damit sicher schöne Dinge anstellen. Während sie Bell aus dem Augenwinkel sah kam ihr eine Idee und sie konzentrierte sich angestrengt. Kurze Zeit später hielt sie Bell ein kleines Ebenbild unter die Nase "Guck, sie hat ein Herz aus Stein... so wie du" lachte sie während sie Bell stichelte.

Bells Erfolg schien von der jeweiligen Form abzuhängen und das machte sie irgendwie stutzig. Neidisch schaute sie auf Akias kleine Statue. Und dann sagte sie das...
Bell machte einen Schmollmund. "Nur, weil man mir nicht immer im Gesicht ansieht, was ich gerade denke, heißt das gar nichts", sagte sie beleidigt. "Du bist nur sauer, weil ich dich durchschaut habe und du es mir nicht mit gleicher Münze heimzahlen kannst."
Wenigstens konnte Akia ihren Angebeteten jeden Tag sehen.
Bell versuchte sich an ihrem Stein, doch es kam nichts bei heraus, womit sie Akia hätte ärgern können. "Und nur, damit dus weißt: Herz aus Stein ist ein Kompliment für mich! Da hab ich lange und hart dran gearbeitet."
Sie kehrte Akia beleidigt den Rücken zu. Ihr Stein war ganz heiß und flüssig geworden und versengte gerade den Tisch. Schnell leitete sie diese überflüssige Kraft in eine neue Form und bekam ein bizarres netzartiges Gebilde, das sie unzufrieden betrachtete.

Akia zuckte nur die Schultern, tat ihr gut mal was von der eigenen Medizin zu bekommen. Es gab so wenig das Bell berührte, wenn es nur eine kleine Mini Bell aus Stein konnte, dann war das eben so. Akia blätterte artig das Buch fertig durch und lies ihren Stein die Form wechseln. Es war gar nicht so schwer wenn man wusste wie.
Schliesslich lies sie den Stein seine Ursprungsform wieder einnehmen.

(Die Mini-Bell aus Stein bringt mich immer noch zum lachen)

Aileen trat zu Bell an den Tisch. "Was ist denn das?", fragte sie streng und Bell sank das Herz, als sie sah, wie Aileen erst auf ihren Stein und dann auf den versengten Tisch schaute. "Ich... weiß auch nicht", gab sie zu, "eine neue Form..." Die Lehrerin schaute sie unzufrieden an. "Konzentriere dich. Ein Unfall heute reicht."
Als sie weiter ging drehte Bell sich zu Akia um und streckte ihr die Zunge heraus. Und wie sie sich für den Rest des Unterrichts auch anstellte, sie bekam den Stein nicht in seine alte Form zurück und musste einen neuen nehmen. Er ließ sich einfach nicht mehr verformen. Was hatte sie denn anders gemacht?
Sie mühte sich noch durch die restlichen Formen aus dem Buch und war froh, als sie endlich zum Mittag gehen durften.
Dort trafen sie auch Lenny und Raziel wieder, die die Köpfe zusammen steckten und angeregt miteinander sprachen.

Nach dem Mittagessen erwartete sie Rion-Ka in seinem seltsam eingerichteten Klassenzimmer. Er führte sie aber recht schnell in den Garten. Heute und die nächsten Wochen waren Pflanzen dran. Er zeigte ihnen zuerst das Beet mit den Küchenkräutern und erklärte aber auch gleichzeitig deren Heilkräfte und wies auf Gefahren hin. "Du schreibst, ich zeichne", raunte Bell Akia zu. Das hatte schon bei Indra gut funktioniert und sie sah keinen Grund, warum Akia das ablehnen sollte. Sie war gut und schnell im Zeichnen, Akia im Schreiben.
Ein seichter Wind wehte von einem anderen Beet zu ihnen herüber und Bell hob den Kopf, weil sie den Geruch erkannte. Milan hatte irgendwann mal so gerochen und sie hatte über ihn gelacht, weil sie dachte, es wäre das Parfum einer Frau. Schwer, süß und aufdringlich. Aber tatsächlich war das der Abend gewesen, an dem er mit Akia am Nachmittag durch den Garten spazieren gegangen war. Sie musste kurz grinsen und machte sich einen Vermerk im Kopf, sich diese Pflanze mit den kleinen blauen Blüten mal näher anzusehen, wenn sie denn dazu mal Zeit hatte.

Akia nickte und schrieb fleissig mit, obwohl sie, seit sie den Garten von Hand bepflanzt hatte die meisten der Pflanzen hier gut kannte. Schon bei dem Beet mit den Küchenkräutern musste die grinsen. Auch sie dachte an Milan und wie sie ihn durch den Garten geführt hatte. Eigentlich war er sehr nett gewesen. Der einzige der sie bisher von Lenny hatte ablenken können und der einzige der sie sogar Bell für lange Zeit hatte vergessen lassen. Als sie den schweren Geruch der Blauen Blumen wahrnahm drehte sie leicht den Kopf. Sie hatte diese schon zu Beginn gemocht und auch der schwere Duft war für sie angenehm und sie genoss die Zeit hier. Sie war viel zu selten hier draussen und nahm sich vor wenn sie schon lernte wenigstens hin und wieder hier draussen zu sitzen, schliesslich konnte man nie wissen wann ein Schüler ihn wieder verwüsten würde. Während Rion-ka erklärte hatte Akia fleissig mitgeschrieben, jetzt wo sie nachgedacht hatte stand ihr Griffel auf einmal still. Sie bemerkte das sie abgedriftet war und setzte so unauffällig wie möglich wieder ein und lies ein wenig Platz auf dem Papier. Hoffentlich hatte Bell das nicht bemerkt, dann würden sie nur wieder streiten..

"Und dieser kleine unscheinbare Strauch wird einmal ein Baum, dessen Nüsse sich oft in der Küche finden. Nehmt zu viel davon und eure Speise schmeckt nach Seife. Nehmt noch mehr davon und es versetzt euch in einen Rauschzustand mit nicht nur angenehmen Wirkungen. Falls ihr euch nicht vorher durch den Geschmack übergeben müsst. Aber in kleinen Dosen ein ganz hervorragendes Gewürz..."
Meister Rion-Ka wandte sich vergnügt der nächsten Pflanze zu. "Je nachdem, ob ihr einen Auszug mit Wasser oder mit Alkohol herstellt, habt ihr ein Heilmittel oder ein Gift, das auch einen Rausch mit Hallzuinationen herbeiführt...Letzteres wird in manchen Schenken ganz offen, meist unter dem Namen Wermut angeboten."
Bell sog dieses Wissen auf, es setzte sich einfach in ihrem Kopf fest, während sie zeichnete. Mal sehen, ob sie Akias Aufzeichnungen überhaupt noch brauchte. Dass Akia zwischenzeitlich nichts schrieb, fiel ihr gar nicht auf, sie war mit ihrem eigenen Blatt und den Pflanzen beschäftigt.
"Ist das die Akademie oder ein Kochkurs?", fragte Raziel zwischendurch Lenny, der nur grinste, ihn freundschaftlich anstubste und weiter zuhörte.
Jona stellte sehr viele Fragen, vor allem bei Pflanzen, die giftig waren oder in irgendeiner Form einen Rauschzustand hervorrufen konnten oder aphrodisierend wirken sollten. Die anderen Mädchen kicherten schon ein bisschen darüber. Unter den Küchenkräutern allein waren schon so einige dabei, die eines dieser drei Kriterien erfüllten und Bell schauderte ein bisschen bei dem Gedanken, dass es Milan war, der jeden Tag in der Küche stand und eine Hand über den Kochtöpfen hatte.
Meister Rion-Ka schien das nicht zu stören und er freute sich über jede Frage. Außerdem erklärte er die botanische Einteilung der Pflanzen und woran man ihre Verwandtschaftsgrade erkannte.

Beim Abendessen seufzte Bell. Gut, dass sie vormittags nur praktischen Unterricht gehabt hatten. Zwei solcher Unterrichtseinheiten hätte sie niemals in ihrem Kopf unterbringen können. "Morgen gehts los", sagte sie mit ein bisschen Aufregung in der Stimme zu Akia.

Akia linste während einer von Jonas Fragen hinüber auf Karens Blatt und schrieb Karens dürftige Notizen ab zu dem Teil den sie verpasst hatte. Das war besser als gar nichts und sie konnte das später in der Bibliothek immernoch ausbessern. In ihrer winzigen Schrift hatte sie während Rion-kas Stunde 3 seiten vollgeschrieben. Dieser Lehrer konnte tatsächlich erzählen wie kein anderer.

Als Raziel mal wieder dazwischen redete schaute Akia ihn nur einen Moment böse an. Eingebildeter vorlauter Spinner ging es Akia durch den Kopf. Er lebte in einer Welt ohne jeden respekt für irgendetwas ... Akia konnte das nicht leiden und verstand nicht wieso Lenny so viel Zeit mit ihm verbrachte... wenn er ihr noch etwas mehr auf die Nerven ging würden die beiden wohl mal heftig aneinander geraten. und Akia hegte eigentlich keinen Wunsch nach Streit oder schlechtigkeit gegen andere, aber Raziel würde es wohl ziemlich gut tun. Vielleicht sollte die Dea nach ihm fragen wenn sie ihr einmal wieder begegnen würde.

Karen gab sich durchaus Mühe, aber sie konnte einfach nicht so schnell schreiben und Rion-Ka erzählte einfach sehr, sehr viel. Raziel hatte seine Frage recht leise gestellt und gerade im Garten fiel sie nicht vielen auf. Bell musste sich ein Grinsen verkneifen, denn eigentlich hatte er schon ein bisschen Recht. Aber die Ausbildung in der Akademie sollte wohl allumfassend werden, dann gehörten eben auch Küchenkräuter dazu.
"Kannst du denn kochen?", fragte sie Raziel leise. Er hob nur überrascht die Augenbrauen. "Dann halt einfach den Rand und hör zu." Sie drehte ihm entgegen ihrer Instinkte den Rücken zu und strafte ihn mit Nichtachtung.

"So viel nachzuarbeiten", stöhnte Bell beim Essen, aber sie langte gut zu. Rion-Kas ständiges Erzählen über Essen und das Würzen mit Kräutern hatte ihr ganz schön Appetit gemacht. Obwohl Milan unten in der Küche arbeitete. "Setzen wir uns heute Abend noch mal zusammen?", fragte sie Akia.

Bells Kommentar brachte Akia zum schmunzeln. Wenigstens ihre Abneigung gegen Raziel teilten die beiden. Überheblicher Kerl.... wie konnte man nur in so einer Welt leben in der einem alles aber auch alles abgenommen wurde, man keine Arbeit zu leisten hatte und anstatt dankbar dafür zu sein welche Ausbildung man genossen hatte und wie viele Möglichkeiten einem zu Füssen gelegt wurden auch noch zu glauben das man besser war als alle anderen.... Raziels ganzes Wesen wiederte sie an wenn sie so darüber nachdachte. Wie hatte er nur so werden können? Ein paar Tage in der Wäscherei ohne Magie oder in der Küche... das hätte ihn vielleicht mal auf den Boden der Tatsachen geholt...

Beim Essen stocherte Akia nur auf ihrem Teller herum, sie war nachdenklich nachdem sie heute im Garten gewesen war. Morgen würden sie ihren Auftrag beginnen, dann musste sie ihre Gedanken beisammen haben. Als Bell sie ansprach hob sie den Kopf "Was?" fragte sie nach. Eigentlich hatte sie nocheinmal in den Garten gehen wollen, aber das war wohl beides ohne Probleme zu schaffen. "Ja ja wir könnten uns später in der Bibliothek treffen, ich wollte vorher noch etwas erledigen" meinte sie und schob ihren Teller weg. "treffen wir uns dort?"

Bell hatte ihre ganz eigenen Gedanken zu Raziel und wenn sich eine Gelegenheit bot, würde sie es ihm schon zeigen.

"Tagträumer", sagte Bell grinsend und Akia konnte gut erkennen, dass Bell sie schon wieder ein bisschen wegen Lenny aufziehen wollte. Aber sie sagte nichts weiter, damit dieser nichts mitbekam. Schließlich wollte sie Akia ja nicht bloß stellen.
"Dann bis später." Als Akia ging machte sie sich auf den Weg zu Lenny und Raziel. Mal sehen, ob sie noch einen der Jungs in die Bibliothek bekam. Wäre doch gelacht, wenn Lenny ihr nicht den Alarmzauber beibringen könnte...

Akia zuckte nur die Schultern "Ob du es glaubst oder nicht, aber es dreht sich nicht mein ganzes Leben um den einzigen der die milde Gabe besitzt Raziel in seiner Nähe zu ertragen" sie warf ihr Haar zurück und zwinkerte Bell schliesslich zu. "Bis nachher"

Dann verschwand sie im Garten wo sie zunächst einen kleinen Strauss Küchenkräuter pflückte und dazu ein paar der Blauen Blumen die so süss dufteten. Sie wollte nicht das Milan das Gefühl hatte das sie nur nett war weil er ihr geholfen hatte,sie mochte ihn gern und mit ihm befreundet zu sein hatte sicher viele Vorteile, ausserdem würde er sie versorgen während sie ihren Auftrag hatten und sich dafür zu bedanken war wohl das mindeste. Also maschierte sie in die Küche wo sie ihn auch sofort sah. Sie schenkte ihm ein Lächeln und hielt ihm den Strauss hin. "Morgen beginnt unser Auftrag und ich wollte dir nocheinmal danken das du uns hilfst damit wir nicht verhungern" sie lächelte aufrichtig und hoffte ihm nicht zu nahe zu treten.

Bell musste ob dieser Formulierung lachen und sah Akia einen kurzen Moment hinterher.

Beim Pflücken merkte Akia schnell, dass der Geruch der blauen Blumen sich überall festsetzte. Ihre Hände rochen danach und auch ihre Uniform nahm diesen Duft an. Und sie stellte auch schnell fest, dass diese Pflanze ihren Namen zu Recht trug. Blaudorn hatte spitze, bläulich-grüne Dornen an den Stengeln und den Blattstielen. Die Blätter hingegen waren ganz zart und leicht behaart. Und während sie die Nase über dem Beet hatte, machte sich ein leichtes Hochgefühl in ihr breit.
In der Küche war Milan wie immer um diese Zeit nach dem Essen beim Töpfe schrubben. Die anderen Küchenjungen grinsten nur kurz und verschwanden dann von der Bildfläche. Sicher würden sie im Raum nebenan die Köpfe zusammen stecken und tuscheln. Milan lächelte unsicher und trocknete seine Hände ab, bevor er den Strauß entgegen nahm. Sie hatte ihn also nicht vergessen und ihre Scham über diesen Vorfall mit den anderen Mädchen überwunden.
"Vielen Dank", sagte er und betrachtete aufmerksam den Kräuterstrauß. Welche Pflanzen würde der Küchenjunge Milan wohl kennen? "Akia... Das... das wäre doch nicht nötig gewesen", sagte er ehrlich und rieb vorsichtig an einem der Blätter und roch dann an dem aromatischen Kräuterduft an seinen Fingern. Das war allerdings gar nicht so einfach, denn der Blaudorn übertönte alles mit seinem schweren süßen Geruch. Es entstand eine dieser peinlichen Pausen, als wüsste er nicht, was er sagen sollte.
"Die hast du extra für mich gesammelt?... Also... ich hätte euch die Fresspakete auch so vorbereitet... Für dich tue ich das gern." Die nächste verlegene Pause. Milan überbrückte sie damit, indem er sich schnell in der Küche umsah, welches Gefäß als Vase taugen würde. Schließlich musste ein Wasserkrug, wie sie ihn manchmal beim Essen auf dem Tisch zu stehen hatten, dafür herhalten. "Ich nehme ihn nachher mit nach Hause. Die Köche beschweren sich sonst morgen", sagte er lächelnd.

Akia lächelte ihn dieses mal freundlich an. Sie war tatsächlich recht fröhlich und ob dem geschafften Tag auch recht gut gelaunt. "Ich weis das du das auch so gemacht hättest, aber ich wollte mich trotzdem noch bedanken" lachte sie und bemerkte seine Verlegenheit, erst jetzt wurde auch sie ein wenig rot. "Na dann nimm sie lieber mit bevor die Köche schimpfen" grinste sie ihm zu und wandte sich zum gehen. "Ich wollte dir einfach eine Freude machen und ich weis das du dir den Garten nicht alleine ansehen kannst deshalb.." sie zuckte kurz die Schultern und spielte verlegen mit einer ihrer feuerroten Haarsträhnen. Dann fing sie sich und lächelte wieder herzlich. "Dann sehen wir uns in den nächsten Tagen... vielen Dank" dann drehte sie sich um zur Tür.

"Das ist sehr nett von dir, vielen Dank..."
Nanu? Was war denn heute mit Akia los? Milan schaute noch einmal den Strauß. Da hatte wohl jemand zu lange die Nase zwischen die Blaudorn-Blüten gehalten. Lernten sie so etwas nicht im Unterricht? Akias Naivität war schon manchmal unglaublich.
"Ja... also... dann bis morgen", sagte er verwundert und sah ihr nach. Das war irgendwie merkwürdig gewesen. Und dann dieses Spiel mit ihren Haaren... Was sollte er mit ihr anstellen? Er hatte sich einen kleinen Spaß erlauben wollen, um Bell zu ärgern... konnte dieses Mädchen tatsächlich Interesse für ihn hegen?

Als Akia weg war, schaute einer der anderen Jungen um die Ecke. "Hier riechts ja wie im Puff", kommentierte er grinsend und schaute Milan an, der noch immer den Krug mit dem Strauß in der Hand hielt. Er zuckte mit den Schultern. "Müssen wir wohl das Fenster aufmachen." Das würde zwar nichts bringen, aber die Hoffnung stiirbt ja bekanntlich zuletzt.

Bell ließ sich unterdessen in der Bibliothek von Lenny die Alarmzauber erklären während Raziel desinteressiert in einem Buch blätterte. Als Akia dazu kam rümpfte sie die Nase. "Akia, du riechst ja wie ein halbes Freudenhaus!", platzte sie heraus. Raziel hob die Augenbrauen, Lenny schaute verwundert drein. "Du musst es ja wissen", kommentierte Raziel trocken. "Tue ich", meinte Bell beiläufig und drehte sich wieder zu Akia um. "Du warst im Garten, oder? Was hast du denn mit diesen Blumen zu schaffen?"

Akia winkte ihm und zog die Tür auf hinter der Milan nun die vielen Riehen Bücherregale sehen konnte. Dann war sie verschwunden.

Als Akia Bell und die Jungen gefunden hatte schaute sie Bell nur kurz an. "Wir können nicht alle immerzu riechen wie du" meinte sie trotzig und straffte den Rücken. "Sag mir wenigstens das du den Zauber inzwischen kannst" nun grinste sie leicht. Es ging Bell überhaupt nichts an und sie würde ihr nicht die Genugtuung geben sich über diesen dummen Vergleich auch noch zu ärgern. Sie schaute so unauffällig wie es nur ging über Raziels Schulter um zu sehen was ihn da so interessierte. Generell war sie überrascht das er auch gekommen war. Erwartet hatte sie ihn nicht.

"Ich? Wie rieche ich denn bitte schön? Hoffentlich gar nicht", sagte Bell und roch an ihrem eigenen Ärmel. "Naja... du weißt ja hoffentlich was du tust, wenn du mit dieser Pflanze rumspielst."
"Wir sind noch bei den Grundlagen", sagte Lenny besänftigend. Er hatte ein Buch in der Hand und sah allerdings ein bisschen ratlos aus, weil Bell es anhand seiner Erklärungen noch nicht geschafft hatte. "Könnt ihr drei nicht einfach noch mal vorzaubern?", fragte sie Akia und die beiden Jungs. "Vielleicht verstehe ich es besser, wenn ich es sehe."
Auf dem Tisch waren bereits eine Rolle von Indras Garn und ein Messer bereit gelegt.

Akia wollte gerade den Text von Raziels Buch lesen, als er es zuschlug und Bell zunickte. Aber sie konnte vom Buchdeckel lesen, dass es um Verwandlungen von Mensch zu Tier ging.
Lenny schnitt für jeden einen armlangen Faden ab, den sie dann mit einem Alarmzauber belegen wollten.

Akia grinste ein bisschen. Vielleicht wollte sich Raziel endlich in den eiskalten Lurch verwandeln der er gefühlt ja ohnehin schon war.
Der Gedanke brachte sie zum schmunzeln. "Hör mal Blaudorn ist nicht Perse gefährlich und er riecht angenehm blumig und schön, ich bin mir daher sehr sicher das ich mir das schon recht überlegt hab" meinte sie während sie von Lenny einen der Fäden entgegen nahm. Sie schenkte auch Lenny heute ein fröhliches Lächeln ohne abwesend zu wirken. Irgendwie erlebte sie gerade ein anenehmes Hochgefühl das nichtienmal Raziels Anwesenheit vermiesen konnte.

"Genau... und weil er gar nicht berauscht, hängen manche Etablissements gern Girlanden aus den Blüten auf, damit die Kunden sich wohler fühlen. Und die fast willenlos machende Wahrheitsdroge, als welche der Tee dient, ist sicher auch ganz harmlos...", erwiderte Bell sarkastisch. Sie fragte sich, warum das Zeug überhaupt so frei im Garten wachsen durfte. Wahrscheinlich weil Akia es bei den Jungpflanzen nicht besser gewusst hatte... Und weil es eben schön aussah. Und von weitem gut roch...
Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich dem Faden zu. Wenn Akia es eben besser wusste...

Lenny knüpfte einen Knoten in seinen Faden und legte seinen Zauber darüber. Bell sah währenddessen genau hin. Das ergab wesentlich mehr Sinn als seine Erklärungen. Sie löste den lockeren Knoten auf und die Bibliothek erstrahlte in dem silbernen Leuchten wie gestern.
Raziel nahm seinen Faden, schaute ihn kurz an und legte ihn dann hin. Er hatte irgendetwas damit gemacht, aber es ging sehr schnell und war recht kompliziert, sodass sie nicht dahinter kam. Bell nahm ihn in die Hand. Ein einzelner zarter Glockenton erklang und sie ließ den Faden fallen, weil sie das Gefühl hatte, sich die Hand verbrannt zu haben. Aber es war nichts zu sehen. "Nur der Alarm, keine Fallen", mahnte sie ihn und versuchte, sich nicht darüber zu ärgern.
Schließlich schaute sie abwartend zu Akia, bei der sie oft beim Zusehen schon gut gelernt hatte.

Akia rollte mit den Augen "Ich würde mir gern noch mehr über deinen Erfahrungsschatz aus den Bordellen dieser Stadt anhören, aber ich habe leider keine Zeit dafür" meinte Akia ein wenig bissig. Bell ging ihr auf die Nerven mit ihrem paranoiden gehabt und dem ständigen Vergleich mit den Hurenhäusern der Stadt. Akia hatte lediglich Milan eine Freude machen wollen, aber das würde sie Bell nicht auf die Nase binden.
Sie nahm ihren Faden und zog ihn durch zwei Finger. Sie konzentrierte sich und wob ihren Zauber zwischen die Fasern des Fadens, dann hielt sie ihn Bell hin. Als Bell ihn durchschnitt und damit Akias Zauber brach gab es ein zischendes Geräusch, gott sei dank nicht so laut wie beim ersten mal. Es klang eher wie ein pfeifender Teekessel und hörte nach einem Moment wieder auf. Akia war zufrieden das sie den Zauber inzwischen so gut verstanden hatte.