Die Drachen

Der einzige, der wirklich Gefallen an diesem Wetter zu finden schien, war wohl Feron. Er spielte vergnügt im Matsch, suhlte sich im Schlamm und konnte von dem schmatzenden Geräusch, das seine Füße auf dem Boden verursachten, einfach nicht genug kriegen. Ab und zu fand er noch etwas fressbares, aber die wenigen Tiere hatten sich meist verkrochen und die Pflanzen hatten Wind und Regen an die Erde gedrückt.
Vor der Felsspalte blieb er kurz stehen, bis der Regen allen Schlamm abgewaschen hatte und lief dann zu den anderen beiden. Das Wasser perlte dabei einfach von seiner Haut ab und im Nu war er wieder trocken.
Inzwischen hatte er festgestellt, dass Lana weder das Wetter noch die Kälte mochte und sich nach einem Feuer sehnte, also schlüpfte er kurze Zeit später wieder ins Nasse und kam mit etwas Holz wieder, doch bei dem Versuch, es zu entzünden, mussten sie feststellen, dass es komplett nass war.

Lana seufzte zitternd aber Martuk hatte recht. Aber ohne Feuer würde es kaum einen Effekt haben. "Wenn wir kein Feuer anzünden können werden wir ohne Kleidung ganz einfach erfrieren..." meinte sie ein wenig mürrisch.. sie lehnte sich an die Wand an aber auch die Steine waren kalt. Sie schählte sich bis auf das Hemd aus der nassen Kleidung hängte sie so gut es ging auf ehe sie sich zitternd ein klein wenig an feron kuschelte. "Vielen Dank mein kleiner.."

"Ich habe noch trockene Kleidung die wird uns wärmen. Ich gehe solange auch raus. Ich weiß ja das du nicht möchtest das ich dich unbekleidet sehe." sagte er ergeben während er im Rucksack wühlte und ihr ein Hemd und eine Hose Hose zu warf. Die Hose würde Lana am Po und im Schritt vermutlich etwas kneifen aber es waren trockene Kleider.

"Danke.." meinte sie leise. Sie zog sich um was gar nicht so einfach war und rief Martuk als sie fertig war. Sie zitterte immernoch vor Kälte und ihre Haare klebten an ihrem Gesicht. Sie saß nochimmer dicht bei Feron. "Was glaubst du wie lang es noch so weiter regnet?" fragte sie leicht zitternd.

Er nahm sein trockenes Hemd und trocknete ihr Haar damit. Er achtete nicht auf Widerworte, dieses Mal würde er sich durchsetzen. Als ihr Haar trocken war zog er sich auch um und zog seine trockene Kleidung an. Eigentlich würde er jetzt gern kuscheln so wie er es bei solch einer Kälte immer mit seinem Großvater getan hatte, aber das würde Lana nicht wollen, also zog er sich etwas tiefer an den Felsen zurück. Er frohr schrecklich und zitterte stark, so sehr er auch versuchte es zu verbergen es gelang ihm nicht.
"Ich weiß es nicht, ich hoffe nicht allzu lang." antwortete er ihr

Lana setzte sich neben ihn und rückte ein klein wenig näher an ihn herran. Feron der sich wieder in ihren Schoß kuschelte konnte nun beiden ein wenig Wärme spenden. "So ist es zumindest ein klein wenig wärmer.." meinte sie entschuldigend. Auch sie zitterte immernoch und wusste das das die einzige möglichkeit war wie sie beide nicht erfrieren würden.

"Ich weiß das du nicht so gern so eng bei mir bist, das ist mir schon aufgefallen." er lächelte sie mild an. "Du brauchst keine Rücksicht auf mich zu nehmen. Ich komme schon klar, mir ist gar nicht so kalt." meinte er abwehrend.

"Mir schon.." meinte sie und lehnte den Kopf an seine Schulter, das war auch viel bequemer als der Stein an dem sie gelehnt hatte. "Du musst nicht immer rücksicht auf mich nehmen.. oder bin ich so ein monster das du angst haben musst? " sie lachte leise. "Naja ich schätze ich.. bin hin und wieder etwas aufbrausend.."

"Naja wenn ich dich als Drache bezeichnen würde, würdest du bestimmt böse werden. Hör zu Lana ich bin..naja..also..ähm ach ich weiß auch nicht, ich habe dich echt gern, aber ich habe das Gefühl das du nur bei mir bist wegen der Stadt der Drachen. Sollten wir dort ankommen werde ich dich nicht wiedersehen. Oder?" fragte er kleinlaut, plötzlich war ihm gar nicht mehr kalt sondern eher sehr warm. "Ich weiß auch das es dir sehr unangenehm ist wenn ich dich nackt sehe, auch wenn ich nicht verstehe warum aber so ist das." Plötzlich wurde er stumm, so als ob er zuviel gesagt hätte.

Lana dachte eine Weile darüber nach "Ich finde wir hatten eine Menge spaß in den letzten Tagen.. oder nicht? Du willst nicht allein sein.. und wir auch nicht.. Warum solltest du mich nichtmehr sehen? Das ist doch unsinn.. " meinte sie leise. Den zweiten Teil lies sie lönger unbeantwortet.. "Naja.. ich.. hab einfach gelernt das sich das nciht gehört.. es ist mir.. eben peinlich.. " sie war ein wenig rot geworden, klang aber nicht böse. Sie war ungeheuer müde und schloss die Augen. "Sei mir nicht immer böse Martuk.. ich meine es wirklich nicht so arg.. ich gebe mir große mühe mcih zu bessern.. " meinte sie leise aber er hörte deutlich das sie schon halb schlief.

Feron verstand nicht ganz, warum die beiden froren, so kalt war es doch gar nicht. Aber sie trockneten auch nicht einfach so wie er, das kam ihm noch seltsamer vor. Er blieb zwischen den beiden sitzen und wunderte sich, warum sie kein Feuer machten.
Lana bekam das Bild eines prasselnden Feuers und es fühlte sich an wie eine Frage. Überhaupt kam es ihm seltsam vor, dass sie eine nasse Haut abstriffen, von irgendwoher eine andere nahmen und sie anzogen. Lana roch jetzt nicht mehr wie Lana sondern nach Martuk und das war verstörend.

"Ich weiß nicht habe halt das Gefühl das du wenn du hast was du willst, das ich dir dann nicht mehr reiche. Und ja wir hatten eine Menge Spaß. Du musst dich nicht bessern, ich mag dich wie du bist, ganz ehrlich." Martuk gähnte herzhaft und lehnte seinen Kopf an den ihrigen und keine zehn Minuten später ging sein Atem ruhig und es war klar das er eingeschlafen war.

Als Lana aufwachte war sie nicht sicher was sie geweckt hatte. Es war kalt und ihre Muskeln verhärtet. Sie hob leicht den Kopf, sie hatte am Boden gelegen dort wo sie eingeschlafen waren, Martuk schlief noch und Feron schien ebenfalls zu dösen. Vorsichtig setzte sie sich auf und streckte sich. Es war heller draußen und der Regen hatte aufgehört, aber es war immernoch bewölkt und kalt.

Das Feuerholz vom Vorabend war jetzt nicht mehr ganz so triefend nass und Feron, nun vom Ehrgeiz gepackt, versuchte, es zu entzünden. Einen Busch oder Baum sollte er nicht anzünden, aber mit einem zusammengetragenen Holzstapel schien das für Lana in Ordnung zu sein. Eine ganze Weile kam wieder nur etwas Rauch aus seinem Maul, doch nach so einigen Versuchen spuckte er eine ganz kleine Kugel Feuer, die das Holz sofort entzündete.

Es war nur sehr wenig Feuer, die Flamme war sehr klein, aber sie schien es nicht zu kümmern, dass das Holz feucht war und Lana und Martuk war klar, dass sie das Feuer würden am Laufen halten müssen, sonst würde es bald erlöschen.

Feron befand nun, dass er lange genug als Wärmespender zwischen den beiden gelegen hatte und so schön es war, nun hatte er Hunger und machte sich auf die Jagd.

Lana lobte ihm mit einem lächeln. Zumindest würden sie sich ein paar augenbliche an dem Feuer wärmen können. Sie kraulte ihn lieb und schaute ihm hinterher als er zum Jagen verschwand. Das Wetter war immernoch trübe und Lana ein bisschen niedergeschlagen. es war unangenehm wenn es so sehr regnete und sie nass wurden auch wenn Martuk gut vorbereitet war und damit umgehen konnte fand sie es nicht schön zu frieren, wenn einer von ihnen krank wurde hätten sie sicher größere Probleme. Sie schaute sich eine Weile in der Höhle um und fand an einer Wand kleine Kerben, so als hätte jemand etwas gezählt. "Martuk.. schau mal!"

Martuk zuckte die Schultern. "Sieht fast so aus als ob jemand hier gewohnt hätte, aber hast du eine Lagerstätte gesehen? " fragte Martuk und gähnte herzhaft. Er hatte die Nacht nicht sonderlich gut geschlafen. Seine Finger fühlten sich kalt und leicht taub an, ebenso wie seine Füsse.

Sie schaute sich ein wenig um "Nein" meinte sie und schüttelte den Kopf. "Gehts dir gut?" sie schaute ein wenig besorgt udn schob ihn Richtung Ferons kleinem Feuer. Sie fand noch ein paar stücke Holz die sie darauf legte damit es ein wenig angefacht wurde.

Ferons Jagd war nicht besonder erfolgreich. Viele Tiere hatten sich aufgrund der Nässe verkrochen. Er fraß ein paar Regenwürmer, die an die Oberfläche gekrochen waren, um nicht im feuchten Erdboden zu ertrinken, aber Mäuse waren nicht zu sehen. Kaninchen auch nicht. Ein paar Eidechsen hatten sich nicht rechtzeitig verkrochen und waren nun durch die Kälte zu langsam, um vor ihm zu fliehen. Ebenso eine kleine Schlange, doch Feron war traurig, weil er nichts für Lanas wählerischen Geschmack fand, denn sie fraß nicht alles.
Schließlich verfolgte er ein Eichhörnchen auf einen Baum, das den Fehler machte, sich in seinem Nest zu verkriechen und nicht daran glaubte, dass er es dort erreichen könnte. Außerdem fand er ein Vogelnest, das von der brütenden Mutter hastig verlassen wurde.
Letztendlich kam Feron mit einem Eichhörnchen und ein paar Pilzen zu Lana und Martuk zurück.

"Mir geht es gut, ich bin nur noch etwas müde." meinte Martuk widersprach aber auch nicht als Lana ihn Richtung Feuer bugsierte. Die Wärme drang kaum in seine Finger, irgendetwas stimmte nicht. Er zuckte mit den Schultern und kramte dann in seinem Rucksack. Dort holte ein ein paar Kräuter und Blätter hervor und war sie in den Topf den er dabei hatte. "Ich mache uns einen Käutersud, der sollte uns von innen wärmen und uns vor Krankheiten schützen." sprach er und setzte geistig ein Hoffe ich dazu. Martuk blickte plötzlich auf und hatte fast Tränen in den Augen. "Kannst du deinem Drachen bitte sagen das er aufhören soll Vögel zu fressen?" fragte er fast kleinlaut. Es störte ihn eigentlich nicht mal aber was für andere nur Gezwitscher war formte sich in seinem Geist zu Worten und Bildern zusätzlich überfluteten sie ihn mit ihren Gefühlen, die schwer zu ignorieren waren.

Na Martuk, denkst du auch noch an uns? Wir sind dir gefolgt und der kleine Drache hat uns gut mit Nahrung versorgt aber in letzter Zeit verschlingt er alles. Wir haben Hunger beschwerten sich jetzt auch noch die Raben bei ihm mit lautstarken Krächzen.
Martuk seufste schwer und kümmerte sich wieder um den Käutersud den er vorsichtig umrührte.

Lana seufzte nur Sie schaute zu Martuk hinüber aber er sah mitgenommen aus. "Er ist nicht mein eigentum Martuk.. er ist.. ein Lebewesen es liegt in seiner Natur das er andere Tiere frisst.. wie soll ich ihm etwas anderes vorschreiben hm? Ich kann ihn höchstens darum bitten..." meinte sie ruhig udn schaute zu dem kleinen Drachen hinüber. "Feron, die Vögel sind sehr traurig wenn du ihre Eier frisst.. und Martuk auch.. meinst du du kannst dir etwas anderes suchen? Das wäre sehr lieb.." sprach sie ruhig und kraulte ihn. "Oh.. lecker.. ein eichhörnchen.." sie schaute ein wenig mitleidig mit dem kleinen tier andererseits hatte Feron es gut gemeint .. sie nahm es ihm ab und streichelte ihn lieb. "Das hast du gut gemacht..danke"

"Naja ich wollte zumindest fragen. Der Sud ist auch gleich fertig, also wenn du etwas davon trinken willst." erwiederte er ihr etwas ausweichend. Dann blickte er auf das Eichhörnchen. "Ich bereite es dir zu, ich habe noch ein paar Wurzeln die ich dir dazu mache." meinte er und lächelte sie an.

"Das klingt ja.... wundervoll.." meinte sie leise und grinste nach einem Moment eines verunsicherten gesichts. Sie reichte ihm das Eichhörnchen udn nahm einen Becher seines Kräutertees. Sie probierte ihn und verzog leicht das Gesicht. bedankte sich aber freundlich. "Ich kann ihn nur darum bitten er ist und bleibt ein eigenständiges Wesen und ein wildes tier.."

Feron setzte sich so dicht wie nur möglich zu Lana und schaute Martuk interessiert beim Kochen zu. Außerdem schob er ihm die Pilze hin, die er ebenfalls mitgebracht hatte. Es faszinierte ihn, wie die Dinge Form, Farbe und Geruch beim Kochen wechselten.
Den Grund, warum er keine Vögel jagen sollte, verstand er nicht so recht, aber wenn Lana ihn darum bat würde er sie nicht mehr fressen, obwohl sie und ihre Eier ausgesprochen schmackhaft waren.
Er schmiegte zufrieden seinen Kopf an Lanas Hand, auch wenn die Zeit, in der sein Kopf in ihre Handfläche passte, vorbei war.

Lana streichelte ihn lieb. "Ach mein kleiner.." sie fragte sich wie das aussehen musste jetzt wo Feron immer schneller zu wachsen schien. Wenn er auch einmal so groß werden würde wie der Drache der sie um ihren Arm erleichtert hatte und immernoch zum kuscheln auf ihrem schoß liegen wollte fragte sie sich wirklich wie das sien würde, sie kicherte einen moment lang und drückte den kleinen Drachen dann an sich.

Feron schnurrte beinahe, leckte ihr zufrieden über die Hand und legte sich dann hin. Damit Lana nicht mehr so fror, rutschte er dicht an sie heran, sodass sein Bauch einen Teil ihres Rückens wärmte, während er sich streckte, um seinen Kopf in ihren Schoß legen zu können. Er wicktelte sie praktisch in sich ein und schaute dann Martuk beim Kochen zu. Für ihn war es seltsam, dass die Menschen Feuer brauchten, aber auch Angst vor ihm hatten und es ihnen Schaden zufügte und trotzdem konnten sie es irgendwie erschaffen. Besonders das wurmte ihn, denn er konnte es noch immer nciht richtig allein und wenn, dann nur so schwach. Er hatte doch den anderen Drachen, der sich als seine Mutter ausgegeben hatte, damit vertreiben können, obwohl es ihr doch gar nicht hatte wehtun können.
Nachts hatte er die Sterne nicht sehen können und das betrübte ihn ein wenig, sodass nun auch seine gute Laune langsam absank. Um sich aufzuheitern dachte er an Lana und all die Dinge, die sie ihm erzählt hatte. Was hatte sie immer wieder zu ihm gesagt? Er versuchte, das Wort irgendwie nachzuformen und in Lanas Geist hallte es erst undeutlich und gemurmelt, dann deutlicher und lauter und immer wieder: "Feron."