Der Schreiber

"Aber Rayan, man stellt doch mit Namen vor", sagte Balina, ihn liebevoll tadelnd. "Ich bin Balina", sagte sie zu der alten Frau, trat näher ans Bett und deutete eine kleine Verbeugung an. "Freut mich, Euch kennen zu lernen. Ihr seid eine kleine Berühmtheit. Die anderen haben Euch in den höchsten Tönen gelobt." Sie lächelte der alten Frau zu und ergriff Rayans Hand.

"Ach Kindchen nicht so förmlich.. " lachte die alte Frau und lächelte lieb. Sie hatte langes weißes Haar das in einem geflochtenen Zopf über ihre Schulter hing und Jane saß bei ihr und schaute sie lieb an. Balina erkannte die bewunderung und begeisterung auf ihrem Gesicht.
Die 'Großmutter lächelte beiden nocheinmal zu "Mein Junge hättest du mir das vor einm Jahr erzählt.. ich hätte dich wohl in die Ecke gestellt.. ein so hübsches Mädchen.. und so höflich..." sie stand langsam auf und Jane schaute besorgt drein, doch die alte Frau ging auf Balina zu und schaute sie sehr genau an. "Aber wo bleiben meine Manieren.. ich bin Josephni.. du darfst mich Großmutter nennen, das tun alle..." sagte sie und klang ein wenig müde. "Verzeiht ich fürchte ich bin noch ein wenig schwach auf den Beinen.." mutmelte sie und trotzdem schien sie sich sehr über den Besuch zu freuen. "Grimes ... werdet ihr denn heute noch eine Vorstellung geben? Ich würde es so gern sehen.." der Gaukler lächelte und nickte. "Ich werde es so vorbereiten das du kommen kannst.. versprochen" meinte er lächelnd.

"Respekt dem Alter", murmelte Balina ein wenig verlegen und schaute dann überrascht zu Rayan. "Du musstest in der Ecke stehen? Noch bis vor einem Jahr?" Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, aber auch sie war erst erwachsener geworden, nachdem...
"Danke Josephin... Großmutter", sagte sie lächelnd. Sie würde sich beim Auftritt nachher große Mühe geben, damit die alte Frau den offenbar guten Eindruck von ihr behielt, denn sie schien den anderen sehr wichtig zu sein. Balina wünschte der Dame gute Besserung, obwohl sie nicht sehen konnte, was ihr fehlte. Vielleicht war es tatsächlich nur das Alter?

"Nein musste ich nicht.. aber ich bezweifle nicht das, wenn sie es gewollt hätte sie mich sicherlich auch dazu gebracht hätte.." lachte Rayan und auch die Großmutter konnte nicht anders, bis sie fürchterlich anfing zu husten und Jane sie nervös anschaute. Sie wirkte unglücklich besonders weil sie nicht helfen konnte. Grimes sammelte seine Kinder ein um zu üben und verabschiedete sich freundlich. 2Ich hole dich nachher ab" versprach er und nahm Jane am Arm die am liebsten gar nciht mitgegangen wäre.

Balina lachte über die Vorstellung des großen Rayan in der kleinen Ecke, doch dann schaute auch sie besorgt zu der alten Dame. Was hatte sie bloß?
Sie verabschiedete sich freundlich von ihr und versuchte dann auf dem Weg, Jane zu trösten. "Sie braucht etwas Ruhe. Sie wird sicher wieder gesund", sagte sie aufmunternd und bedauerte, dass ihr nicht viel mehr einfiel. "Gibt es denn keinen Heiler, der ihr helfen kann?", wandte sie sich an Grimes.

Auch Rayan legte ihr tröstend einen arm um. "Das wird schon, Jane.. mach dir keine sorgen.. wir suchen nachher mal den heiler auf hm?" Jane nickte aber ihr war klar das das wohl nicht so einfach werden würde, auch grimes seufzte. "Sie wird eben alt, da können kleine krankheiten schon viel schlimmer aussehen als sie sind.. das wird sicher wieder.. du kannst dich nach dem üben ja wieder um sie kümmern hm?" Jane nickte nur und lächelte dann sogar wieder leicht.

Balina nickte zustimmend. Zumindest das Altern war etwas, mit dem sie vertraut war, sie hatte ihrer eigenen Großmutter dabei zugesehen und auch anderen alten Menschen im Dorf war es ähnlich gegangen. So war eben der Lauf der Dinge, aber Jane schien das nicht akzeptieren zu wollen oder können.
"Lass uns zusammen üben, Jane, damit es nachher eine besonders schöne Vorstellung wird, in Ordnung?"
Sie würde später mit Kirgo reden, vielleicht wusste er da irgendetwas oder konnte etwas tun...

Während der Rest übte war Kirgo heute nicht hier. Er saß auf seinem Zimmer und schrieb an neuen Pergamenten. Diese Welt erschloss sich ihm nicht. Im großen udn ganzen ging immernoch alles auf das Ende seines Werkes hin und er konnte nichts ändern das sich in der Vergangenheit befand oder in sehr naher zukunft, Wetter mal ausgenommen es schien komplizierter zu sein als er gedacht hatte.

Der Rest übte fleißig und erfolgreich. Rayan und Ben vervollständigten ihr Spiel mit dem Krug indem zuerst Münzen hinein geworfen wurden und Ben anschließend über Rayan hinweg sprang während sich der Krug einmal in der Luft drehte und Rayan ihn auffing, das war allerdings die schwerste stelle denn hier keine Münzen zu verlieren klappte nicht auf anhieb.

Balina übte fleißig mit. Sie mischte sich in das neue Kunststück ein, indem sie den ersten Krug warf, in dem dann die Münzen gesammelt wurden. Sie beobachtete Grimes und Jane, um zu sehen, was sie von dem neuen Stück hielten.
Außerdem strahlte sie lächelnd, obwohl um sie herum Rayans Messer einschlugen und Janes Feuer um sie herum wirbelte. Sie warf Ben die Bälle zu, während er auf dem Brett balancierte und einen nach dem anderen in seine Jonglage einbaute.
Trotzdem wanderten ihre Gedanken hin und wieder zu Kirgo. Wenn er abwesend war, war meistens etwas nicht in Ordnung. Als schließlich die Probe vorbei war und sie noch Zeit bis zum Auftritt hatte, suchte sie ihn doch in seinem Zimmer auf und fand ihn inmitten von Pergamenten, Feder und Tinte. "Was ist los?", fragte sie rundheraus und ein wenig besorgt.

Kirgo schaute nur kurz auf und wieder auf sein Pregament. "Was ist?" fragte er offenbar leicht gereizt und schrieb weiter. Er legte eine weitere seite weg. "So.. was kann ich für dich tun?"

"Ich mache mir Sorgen", antwortete Balina ruhig. "Du bist in den letzten Tagen so verschlossen und abwesend gewesen, so beschäftigt. Du bleibst den Proben und gesellschaftlichen Ereignissen fern. Irgendetwas quält dich und es hat mit deinem Buch zu tun. Willst du nicht mit jemandem darüber reden?" Sie fragte ihn sanft, doch gleichzeitig fragte sie sich, was sie tun wollte, wenn er nicht antwortete.

Kirgo seufzte und strich sich durchs Haar. "Naja wie soll ich sagen.. ich denke.. du verstehst das nicht mal davon abgesehen das du scheinbar auch nichts dagegen tun kannst.. Ich meine.. du wirst dich nur wieder aufregen und mir grollen.. also haben wir wohl nicht viel davon.." meinte er niedergeschlagen es schien ihm tatsächlich leid zu tun und während er mit ihr sprach überflog er nocheinmal die Seite die er eben geschrieben hatte.

"Ja vielleicht grolle ich dir... du musst auch zugeben, dass du so einige Haken in mein Leben gebaut hast... andererseits bin ich die einzige hier, der du es wirklich erzählen kannst. Wer sonst würde dir Glauben schenken?"
Sie legte ihm einen Arm auf die Schulter. "Ist das Leben bei den Gauklern so schlimm, dass es unbedingt wieder ändern willst? Oder das Ende der Geschichte... Kannst du das Glück, das du jetzt hast, gar nicht genießen?

Kirgo seufzte nur. Ja wer würde ihm schon glauben? "Das ist es nicht.. " meinte er und knüllte eine weitere seite zusammen. "Ich habe das Buch verbrannt.. aber das ändert nichts am Ende und an dem roten Faden der Geschichte.. Alles was ich einmal niederschrieb wird trotzdem geschehen.. wenn ich jetzt genauer beschriebe was geschehen wird, versuche es zu ändern oder umzubauen... dann nutzt das nichts, es kommt nur auf anderem wege zum selben ziel.. ich war überrascht als Rayan dir den Antrag machte, hier am Meer.. aber das er es tun würde war keine frage.. ich hatte es nur zu ungenau beschrieben.. ich will das ganze gern verstehen.. und das ist nicht so einfach.. dinge die geschehen sind.. kann ein jeder lesen.. dinge der zukunft verschwinden wie nebel auf dem papier und werden unsichtbar für alle.. ich habe das gefühl völlig verrückt zu sein.."

"Ja, ich glaube auch manchmal, dass du das bist...", murmelte sie nachdenklich. Also was auch immer er anstellte, die Eckpunkte blieben die gleichen... "Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe. Kannst du... kannst du mir ein Erlebnis genauer schildern? Wie du es beschrieben hast und wie es dann tatsächlich passiert ist? Vielleicht kann ich mir dann besser vorstellen, was du meinst."
Sie war neugierig. Vor ihr stand jemand, der wusste, was demnächst geschehen würde, zumindest behauptete er das, und zugleich wusste er es wieder nicht.

"Wenn du... naja... wenn du festgestellt hast, dass dein Geschreibsel nicht wirklich etwas ändert... warum lässt du es dann nicht einfach sein?", fragte sie nach einer Weile ruhig.

"Weil es eine Möglichkeit geben muss etwas zu ändern.." meinte er nachdenklich und senkte die Feder. "Ich wusste das Janes Krank wird.. aber ich hatte wenig von der Reise beschrieben.. nur irgendwann das sie gesundet.. als wir unterwegs waren habe ich mir wirklich sorgen gemacht.. ich kann mich nicht dagegen wehren denn ich habe für Kirgo die Rolle an ihrer seite vorhergesehen.. ich habe geschrieben das du.. und Rayan.. das ihr euch verloben würdet.. aber nicht wann das genau geschah.. darum war ich überrascht das es hier passierte.." er seufzte schwer.. "Janes geliebte...'Großmutter' ist eine alte Frau.. sie wird sterben... vermutlich noch ehe wir gehen.. und ich kann es nichtmehr aufhalten.. egal was ich versuche die ecksteine der geschichte sind längst gelegt.. ich kann nur noch winzigkeiten wie das Wetter das ich noch nicht beschrieb verändern.. "

Balina schwieg eine ganze Weile. Dass, wer auch immer er woanders war, er Kirgos Welt durchleben musste, empfand sie irgendwie als gerecht, denn er hatte diese ganzen Ungerechtigkeiten einfach so geschrieben, ohne viel darüber nachzudenken, nur damit es spannend war. Da konnte er auch ein wenig leiden, das war nur fair. Allerdings hütete sie ihre Zunge, denn er war auch ohne einen bissigen Kommentar ihrerseits, den sie ihm jetzt nur zu gern um die Ohren geknallt hätte, genug am Boden.
"Das, was geschrieben ist, ist fest. Das hast du selbst gesagt. Und ich habe es erfahren, als das Haus brannte, wie du es vorhergesagt hast. Wenn du es nicht ändern kannst, dann kannst du es nicht ändern. Dann sorge halt dafür, dass alles andere, was du wenig beschrieben hast, genauer beschrieben wird. Dass wir schönes Wetter auf Reisen haben... Es sind auch solche Kleinigkeiten, die uns weiterhelfen und die großen Eckpunkte können wir halt nicht ändern. Irgendwann wird jeder einmal sterben, das gehört zum Leben dazu. Auch du wirst irgendwann sterben, egal wieviel du auch schreibst. Das gehört... in die natürliche Ordnung... auch wenn ich nicht mehr genau weiß, ob das die natürliche Ordnung ist oder... nur deine natürliche Ordnung, die du dir ausgedacht hast. Aber das ist auch völlig egal, denn hier ist es die Wahrheit. Ich bin sicher, dass Jane auch weiß, dass die Großmutter irgendwann sterben wird, dass es irgendwann so kommen muss, also sollten wir der Frau mit unserer Vorstellung einen wundervollen Abend bereiten, sodass sie in Würde gehen kann. Vielleicht tröstet das auch Jane ein bisschen. Vielleicht kannst du die großen Eckpunkte nicht ändern, aber auch die kleinen Dinge können Freude und Trost spenden."
Ihre Stimme war beim Reden sanfter geworden. "Kirgo... oder wie auch immer du sonst heißt... finde einen Weg aus deiner Welt oder lerne sie mit uns zusammen richtig kennen. Hilf uns, indem du bei uns bist und dich nicht irgendwo verkriechst."

Kirgo seufzte. "Ich habe eure Welt erschaffen... weil ich.. ich wollte vermutlich einfach ein wneig anerkennung.. für alles was in meinem Kopf war brauchte ich Luft.. Ich war der größte Versager den man sch vorstellen kann.. ohne Arbeit .. und kaum jemand wollte meine Werke lesen.. Ich habe so lange und so oft davon geträumt.. viel von dem was hier geschieht ist auch in meinem eigenen Leben ähnlich passiert.. ich würde sie gern vergessen und mit euch leben.. aber alles was ich schreibe wird irgendwann auf uns zurück fallen und ich kann nciht aufhören, meine Hände können nicht aufhören das zu schreiben und wiederherzustellen was schoneinmal geschrieben war.. Immer wieder und ich weiß einiges von dem was uns noch wiederfahren wird.. Ich möchte nicht das du mich hasst.. denn ich mochte dich unter meinen figuren immer ganz besonders.. ich wusste das du traurig bist.. darum lies ich dich eine neue familie finden.. und Rayan.." er machte eine Pause.
"Ich weiß nicht was mit mir passiert ist.. ob ich träume.. im Koma liege.. und was mit meinem buch geschieht.. ob es jemand liest.. und wie ich hierher gekommen bin.. ich kann mich kaum daran gewöhnen hier zu sein weil meine Gedanken in einer Welt sind die du wohl niemals sehen wirst.. " er schaute bedauernd drein. "Häuser höher als jeder Kirchturm ..und jedes schloss.. mehr Menschen als in allen Orten die wir je besucht haben.. Autos die schneller fahren als jedes pferd laufen kann.. " er schaute abwesend drein. "Ich dachte immer hier zu sein wäre das wunderbarste.. ich hab mir vorgestellt wie einfach euer Leben wohl ist.. aber das ist es nicht.. es ist genauso schlimm und schwer wie meines einmal war.." er seufzte.. "Ich frage mich was mit euch passiert ab dort wo ich nichtmehr weiter geschrieben habe.. und ich habe angst davor überhaupt etwas aufzuschreiben.."

Das ganze war etwas viel auf einmal und Balina brauchte einen Moment, um das, was Kirgo gesagt hatte, zu verdauen. So richtig wunderte es sie nicht, dass er seiner Realität entfliehen wollte, sofern es denn eine Realität war und nicht Kirgo einfach nur verrückt.
"Ich glaube nicht, dass wir einfach so verschwinden, ab dem Punkt, an dem du aufgehört hast zu schreiben. Eher glaube ich, dass wir alle einfach unser Leben weiterleben werden. Ohne die festgelegten Dinge. Zumindest hoffe ich das, weil... weil ich mir nicht vorstellen will, dass irgendetwas anderes passieren könnte..."
Die Dinge, von denen er sprach, verwirrten sie. Autos? Was sollte das denn nun schon wieder sein?
"Weißt du... wenn du schreiben musst... dann schreib, aber vergiss uns dabei nicht." Balinas Gesicht wurde ernst. "Wenn die Großmutter stirbt, dann bist du derjenige, der für Jane da sein muss, verstehst du? Dann kannst du dich nicht einfach verdrücken, denn dann werde ich kommen und dich holen, damit du zu ihr gehst und sie tröstest. Und wenn du dann immer noch der Versager bist, von dem du sprichst..." Sie seufzte. Das war eigentlich nicht ihre Art, aber wenn er das schon alles verursacht hatte, sollte er es wenigstens durchstehen wie... ein Mann eben. Und Verantwortung übernehmen. Helfen, statt sich irgendwo einzuschließen.
"Wir alle brauchen dich. Und zwar bei uns. Ganz gleich wie es ausgehen wird. Es hilft uns nicht, wenn du... naja... abwesend bist."

"Es ist der Lauf der Welt.. alles was hier passiert .. ist ein abziehbild einer Welt die ich erlebt habe und ich frage mich was mit meinem anderen ich passiert ist.. ich fühle mich an dieser stelle nicht passend.. ich bin hier fremd im grunde..
Das was in deinem Dorf passiert ist.. soetwas ist auch bei uns in der stadt schon passiert.. da wo ich herkomme.. ich war schockiert das es kaum einen menschen interessierte ich konnte mir nicht vorstellen wie alle weitermachten wie zuvor dabei waren viele Menschen dort umgekommen.. aber.. man räumte die trümmer weg und wenig später redete niemand mehr davon.. Ich wollte viel mit meinem werk ausdrücken.. wie das Leben ist.. wie schwer es manchmal ist und das man seine mitmenschen nciht vergessen sollte... wie unglaublich einfach es in unserer welt ist und wie furchtbar schwer es vor einigen hundert jahren war wenn ein ähnliches ereignis eintraf..
Ich habe mit dir gefühlt und schon nach kurzem warst du eine meiner liebsten figuren weil du so stark warst.. und so offen.. alles was ich nie gewesen bin.. genau wie Jane .. mutig und frei wie ein Vogel.. ihr habt das Leben gezeigt wie es ist und gleichzeitig meine ideale und wunschträume.. ich kann hier kaum etwas bewirken.. und das verärgert mich ich weiß nur nicht wieso.." er warf ein paar Pergamente in den Kamin und den letzten brennenden stummel einer Kerze darauf.
"Lass uns gehen.." meinte er ruhig und streckte sich leicht.

Balina seufzte im Stillen, weil er so weit entfernt schien, wenn er von seiner Welt sprach. "So lange wie du hier bist", sagte sie sanft, "hat das, was in deiner Welt ist und war, keine Bedeutung." Ihr wurde bewusst, dass sie gerade mit ihrem Schöpfer sprach. Bisher hatte sie das ein wenig verdrängt, aber wenn er so von ihr als Figur sprach... Sie wurde ganz blass. Wie auch immer sie sich ihren Schöpfer vorgestellt hatte... so jedenfalls nicht.
Seit sie die Menschen in der Stadt erlebt hatte, konnte sie sich das, was er erzählte, sogar ein wenig vorstellen. Seit dem Feuer im Dorf lernte sie immer neue Abgründe kennen und sie hatte Höhenangst.
"Wenn es hier in dieser Welt so ist", sprach sie leise, "wie du es in deinen sehnlichsten Wünschen immer haben wolltest und das für dich hier die perfekte Welt deiner Wunschträume ist... wie willst du dann etwas daran ändern? Wie willst du es ändern können? Ich glaube nicht, dass du die Macht dazu hast."
Ihr wurde beinahe schwindelig von diesen Höhenflügen. Zeit, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Sie verschränkte die Arme. "Genug philosophiert für heute. Zeit, ins hier und jetzt zurückzukehren, wo du gerade bist und gebraucht wirst. Komm, lass uns zu den anderen zurückgehen, etwas ordentliches Essen und dann einen sauberen Auftritt hinlegen. Das ist wichtig, weil es jetzt gerade passiert. Und zwar hier, nicht auf den geschriebenen Seiten." Vielleicht ging sie zu hart mit ihm ins Gericht, aber die anderen brauchten ihn und sie auch.

"Du hast ja keine ahnung.." meinte er nur und stand auf. Er ging mit ihr hinunter zu den anderen die nochimmer fleißig übten und sich heute auch um schwierige Kundststücke nicht drückten. Sie aßen gemeinsam und schienen guter dinge, sogar Jane lies sich davon anstecken. Nach dem Essen zogen sie los und kündigten sich wie gewöhnlich an. Die leute folgten dem kleinen zug aus Gauklern der musizierend und ausrufend zum Dorfplatz zog und sich dort vorbereitete. Man klatschte und jubelte ihnen zu während sie auf wunderbarste Weise Fackeln tanzen ließen, Jane zusammen mit Grimes und dann viele Laternen entzündeten damit man Ben und Rayan jonglieren sah. Bunte Lichter und angenehme Musik erfüllten die Luft und die Gesichter ihrer Zuschauer, auch Balina wurde für vieles zur Hilfe geholt und in die Tänze und Kunststücke eingebunden. Kirgo selbst machte Musik und trommelte die Takte für ihre Tänze.
Als er mit dem Hut herrum ging gab es beifall und viele Münzen klimperten darin als er wiederkam. Sie hätten wohl wieder eine Weile vorgesorgt. Sie beendeten ihre Vorstellung und Jane schien sich tatsächlich besser zu fühlen als sie zu der Großmutter hinüber ging. Grimes hatte die alte Dame herrunter getragen und sie hatte wie versprochen den Platz in der ersten reihe bekommen.
auch sie hatte begeistert geklatscht und Rayan der zu Balina hinüber ging legte ihr leicht einen Arm um die Schulter. "Das hast du wirklich toll gemacht.. " meinte er stolz. "Du siehst so abwesend aus... beschäftigt dich was?"

Balina gab sich große Mühe während des Übens und des Auftrittes, aber ihre Gedanken drehten sich immer wieder um das Gespräch mit Kirgo.
Als Rayan schließlich zu ihr kam, bedankte sie sich für das Lob. "Du warst auch sehr gut. Es fällt mir immer wieder schwer, zu glauben, dass du dich wirklich so verrenken kannst, bis ich es sehe." Sie lächelte ihn an und hakte sich in seinen Arm. Wieviel konnte sie ihm anvertrauen? Wahrscheinlich alles, aber Kirgo wäre davon sicher nicht begeistert.
"Ja, mich beschäftigt einiges. Die Großmutter... Ich bin kein Heiler, aber ich glaube nicht, dass sie gesund wird. Jane wird sehr unglücklich sein." Sie verzog traurig das Gesicht. "Und dann Kirgo mit seiner eigenbrötlerischen Art. Wir brauchen ihn und ganz besonders Jane. Als Musiker und Freund, aber er ist so oft abwesend..." Sie schüttelte den Kopf. "Das beschäftigt mich." Müde vom Tag lehnte sie den Kopf an seine Schulter. "Und du? Was beschäftigt dich am meisten?"

"Nunja.. Kirgo.. ist.. eben eine Person für sich.. " meinte er und grinste leicht. "Aber glaub mir um ihn musst du dir keine sorgen machen..." er legte sacht den Arm um Balina.. "Um die Großmutter mache ich mir allerdings auch sorgen, ich hoffe es geht ihr bald besser... sollte sie wirklich nicht wieder gesund werden wird das Jane sehr treffen.."
Er streichelte sanft ihr Haar. "hoffen wir einfach das beste..." meinte er beruhigend und versuchte sie etwas aufzumuntern.

"Ich mache mir nicht direkt um ihn Sorgen, er kann sicher ganz gut auf sich aufpassen. Aber diese Abwesenheit und Zurückgezogenheit... Arme Jane", murmelte sie.
Es war schwer, wenn man wusste was geschehen würde und Balina zweifelte nicht daran, dass Kirgo Recht hatte. Das tat sie schon seit dem Feuer nicht mehr.
"Ja, hoffen wir das Beste", sagte sie leise und wusste, dass sie etwas anderes hoffte als ihr Verlobter. "Danke", sagte sie und umarmte ihn. Sie durfte sich nicht zu sehr von diesem Wissen beeinflussen lassen, denn eigentlich durfte sie es gar nciht wissen und sie wollte auch nicht, dass es zwischen ihr und Rayan stand.
"Komm, lass uns zu den anderen gehen und die gute Laune nicht zerstören", schlug sie vor und griff nach seiner Hand. Sie wollte die Großmutter noch mal sehen, bevor Kirgos Prophezeihung eintrat.